Über 4000km, 17 Shows in 18 Tagen und 90 verschiedene Biere

Luzern, Donnerstag 7. März 2013, gleis13: Das gleis13 im Lindenstrassen-Quartier bietet beinahe jeden Abend Live-Musik, ohne dafür Eintritt zu verlangen. Auf diese Weise kommt man an einem Donnerstagabend in den Genuss zweier arrivierter Singer/Songwriter aus Austin, Texas.

Trudelt man fünf Minuten nach halb zehn Uhr ins gleis13, muss man die Sitzgelegenheit entweder selber mitbringen oder man folgt dem Hausherrn persönlich durch drei Hintertüren bis zur Stuhlsammlung. Dafür erhält man allerdings freie Platzwahl und kann sich ungeniert in die vorderste Reihe direkt vor die Musiker setzten. Noch schnell ein Bier gekauft, das bei Live-Musik im gleis13 mit moderaten 1.50 CHF Konsumationszuschlag berappt wird. Im Gegenzug wird kein Eintritt verlangt. Ein Konzept, das aufzugehen scheint. Das gleis13 ist an einem Donnerstagabend randvoll mit Musikliebhabern gefüllt, obschon es an der Luzerner Stadtgrenze liegt. Aber was verschlägt eigentlich zwei gestandene Singer/Songwriter aus der Hauptstadt des US-Bundestaates Texas in die berühmt-berüchtigte Luzerner Lindenstrasse? Entweder hat sich die familiäre, in Rauch und Biergeschmack getünchte Atmosphäre der Bar bis in die hinterletzte Kleinstadt von Texas rumgesprochen oder, wo die Vermutung ein bisschen näher liegt, Organisator Manfred (und sein gleis13-Team) ist ein Tausendsassa in Sachen Booking von musikalischen Perlen der Rock-, Folk- und Country-Szene ohne  Berührungsängste, das Genre auch mal zu verlassen in Richtung Gipsy, Swing oder Hip-Hop. Diesen Abend stand mit dem spontanen Doppelkonzert von Owen Temple und Colin Brooks eine kompakte Portion Singer/Songwriter auf der Bühne. Owen Temple, von Manfred (der grösste Mensch in Luzern?) mit einer Anekdote über das erste gemeinsame Treffen eingeführt, lieferte den Zuhörern eine volle Stunde feinsten Folk-Country mit Gitarre und Mundharmonika. Er erzählt in seinen Songs skurrile Geschichten und beschreibt aberwitzige Charaktere des American Way of Life mit einem direkten Fokus auf seinen Heimatstaat Texas. Semibiografische Halbwahrheiten und fingierte Storyboards (u.a. über einen mysteriösen Gary Floater…) thematisieren die Statue von Old Sam Houston, einen ausreisserischen Teenager oder einen überflüssigen Trip nach Nashville, Tennessee und den Versuch, gute Country-Musik zu entdecken. Owen Temple besingt seinen Heimatwort Mountain Home, eine Kleinstadt in der Nähe von Kerrville, eine Stadt in der Nähe von San Antonio und trinkt ein seltsames Eigengebräu mit einem noch seltsameren Namen. Wohl bekomm’s! Kurzfristig für den Live-Auftritt im gleis13 hat auch Colin Brooks, der Ex-Frontmann der Band of Heathens, zugesagt und mit einer Dobro (Resonatorgitarre) einige Songs zum Besten gegeben. Brooks verbindet traditionellen Blues-Rock mit Country. Wortkarg, aber technisch einwandfrei spielt er schnelle Gitarrensoli und singt mit leicht kratziger Stimme poetische Gesangsmelodien aus seinen zwei Soloalben Chippin‘ Away At The Promised Land und Blood And Water. Authentische und publikumsnahe Singer/Songwriter-/Americana-Musik. Gegen Ende des Abends soll es noch zu einem gemeinsamen Auftritt gekommen sein, da war der Autor aber bereits nicht mehr vor Ort. Die Musikbar gleis13 besitzt ein dichtes Programm bis Ende Jahr 2013. Ein weiteren Gast aus Austin, Texas, wird am Montag, 13. Mai 2013, neben den Bahngeleisen auftreten: Debbi Walton & Band zusammen mit Mike Cross. Weitere aktuelle Infos & Konzertdaten findet man hier