Trash-Pop-Kabarett

OFFSüdpol sic! Elephanthouse, 28.3.14: Ganz so fulminant wie angekündigt war es nicht. Dennoch sorgte Gerald Kurdian für einen kurzweiligen Auftritt von charmevoller Eigentümlichkeit.

(Von Flavio Marius)

Hat man sie zuvor noch nie gehört, man hätte diese Klangfarbe wohl nicht erwartet, die zwischen seinen Koteletten aus dem Mund herausschallte. Andererseits war Erwartungshaltung auch fehl am Platz. Das Charmevolle an dieser knappen Veranstaltung war gerade die familiäre Atmosphäre der Spontaneität. Was als Performance angesagt war, entpuppte sich als Kabarett, das nicht eindeutig zu erkennen gab, was denn jetzt einstudiert und was improvisiert war. In einer Kombination von Musik und Rahmenhandlung führte Kurdian durch eine recht unbedeutende Geschichte, die an science fiction-Drehbüchern angelehnt war. Diese inszenierte er in amateurhafter Manier mit technischen Hilfsmitteln, wie sie auch dem Publikum zu Verfügung stehen würden. Das waren dann die vertrauten Momente, die so sehr vor Spontaneität sprühten, dass sie ihre Vorbereitung unterstrichen. Dem Publikum laufend das Gefühl unmittelbaren Handelns vorzuspielen, ist kein leichtes Unterfangen. Umso schwieriger stellte sich daher die Situation für den Künstler dar, der damit aber absolut keine Probleme zu haben schien. Kurdian mag es gut kaschiert haben, da stand aber ein äusserst erfahrener Performer auf der Bühne. Der Gesang war hinsichtlich seiner Klarheit erstaunlich. So sauber der Übergang von Brust- zu Kopfstimme gemeistert wurde, so mühelos orientierte sich Kurdian im Dickicht mehrstimmiger Gesangschöre. Fand man daran Gefallen, umso schöner. In Kombination mit den überaus eingängigen Popsongs kam das Ganze dann aber zu glatt herüber. Selbst der versprühte Flair von trash in Form zahlreicher Spielereien vermochte darüber nicht hinwegzutäuschen. Die Hitparadenballade rieb sich an der Umgebung des Elephanthouse. Zu eintönig waren die Klänge aus dem Keyboard, zu voll die Arrangements. Doch die Eigenwilligkeit dieses Kabaretts, das sich im Gegensatz zur Musik weit von gängigen Bühnendarbietungen entfernte, war das bemerkenswerte an diesem Abend. Kurdians tölpelhafte Passivität, verbunden mit der Überzeugungskraft seines Tuns, gab den Ausschlag dazu. Eine Andersartigkeit, die neugierig macht und einlädt, ohne den Zugang zur Vorführung durch unnötige thematische Vertiefungen zu erschweren. Bestimmt spannend, aufs Neue zu sehen. Für die nächsten Tage weilt Gerald Kurdian im Südpol und tritt am heute Abend (Elephanthouse) und am 12. April (Südpol) im Rahmen des Comix-Festivals Fumetto nochmals in Luzern auf.