Tradition und Freiheiten

Jazzfestival Willisau, 29.08.2015: Das Jazzfestival Willisau lockte auch dieses Jahr wieder mit einem attraktiven Line-Up. Am vergangenen Freitag stellten Ellery Eskelin’s New York Trio und die Sons of Kemet die Programmpunkte dar. Zudem gab’s auf der Late-Spot-Bühne ein weiteres Highlight.

Was ist Jazz? Jazz ist Freiheit. Freiheiten, die nimmt sich Festivalleiter Arno Troxler, wenn er Formationen programmiert, die nicht nur den gängigen Vorstellungen eines Jazzfestivals entsprechen, sondern durchaus darüber hinausreichen können. Doch die Tradition muss trotzdem nicht vergessen werden. Ellery Eskelin’s New York Trio bildete den ersten Programmpunkt dieses Freitagabends. Die Band des famosen Saxofonisten mit Gary Vesace an der Hammond Orgel und Gery Hemingway am Schlagzeug spielte einfach zusammengefasst Jazz-Standards und wechselte diese mit frei improvisierten Einlagen ab. Dadurch entstand Spannung in den freien Parts, die sich in intensiven, fast schon tranceartigen Swingteilen entlud. Besonders beeindruckend erschien hierbei die hochkonzentrierte Atmosphäre im gestuhlten Saal; so wünscht man sich ein Publikum bei so einem guten Konzert, das auf Dynamik, Höhepunkte und Ausbrüche setzte: aufmerksam, ruhig und begeistert.

ElleryEskelin

Beim anschliessenden Quartett Sons of Kemet sollte genau diese Ruhe aber das Problem der Darbietung sein. Die ungewöhnlich besetzte Gruppe um Shabaka Hutchings (sax) mit Theon Cross (tuba), Tom Skinner (dr) und dem begnadeten Seb Rochford (dr) bot eine irre Mischung aus Jazz, freier Impro, südlichen Rhythmen und Electro. Man wollte, ja sollte tanzen, aber im gänzlich gestuhlten Saal war dies leider nicht möglich. Das folgende Bild mutete dann gar seltsam an, wenn der Vierer sich in Rage zu grooven probierte, während das Publikum dasitzen musste. Schade, wurde da in der Umbaupause nicht mehr Mut bewiesen. Die vier Briten blieben trotzdem guter Laune und mischten sich danach mit Ausnahme von Afro-Kopf Rochford unter die Gästeschar (wo übrigens auch Carine Zuber vom Moods oder Musikjournalist Tom Gsteiger unterwegs waren). Genau für solche Momente liebt man das Jazzfestival Willisau einmal mehr. [youtube JhPU6XnlbD0 nolink] Auf der Late Spot-Bühne sorgte dann ein Jazz-Exot für ein weiteres Highlight. Fai Baba mitsamt Band drückte den verbliebenen Gästen eine Extra-Portion Psychedelic Rock ins Gesicht. Wer im Vorfeld die Tanzlust unterdrücken musste, kam hier zum Zug. Toll, dass es diese Bühne gibt, und toll, wird sie mit solch illustren Gästen besetzt.

FaiBaba

Tradition und Freiheiten: Schön, hat man in Willisau nach wie vor Mut, Kreativität und Spass, um ein so vielseitiges und spannendes Programm zu kreieren. Auf ein Wiedersehen ab dem 31. August 2016!