Tote Füchse und Nachhaltigkeit

Messe Luzern, Luzern, 23.06.2019: Rund 200 Absolvent*innen der Hochschule Luzern Design & Kunst stellen ihre Abschlussarbeiten in der Luzerner Messehalle aus. Auf drei Stöcken verteilt stösst man hier auf vielfältige Werke aus Design, Film und Kunst.

Die jährlich stattfindende «Werkschau Design und Kunst» bietet den Absolvent*innen der Hochschule Luzern eine Plattform, ihre Abschlussarbeiten einer breiten, interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Dieses Jahr befinden sich darunter auch die ersten Abgänger*innen der Studiengänge Bachelor XS Schmuck und Digital Ideation. Unter dem breiten Fächer von Design und Kunst könnten die behandelten Themenbereiche kaum umfangreicher sein. So finden sich neben Illustrationen von Bisons aus dem 19. Jahrhundert auch Apps zur Optimierung der Tagesstruktur oder Entwürfe zeitgemässer Wanderschuhe; ein bunter, lebhafter Mix an kreativen Werken.

Kaum Grenzen – kaum Neues

Trotz der Vielfalt haben viele Arbeiten eines gemeinsam: Sie spielen mit dem so omnipräsenten wie sagenumworbenen Thema der Nachhaltigkeit. Viele Absolvent*innen wollen sensibilisieren oder zeigen sogar konkrete Lösungsvorschläge auf. Ein Projekt darunter stammt von einer Bachelor-Absolventin im Bereich Schmuck, welche Teile eines toten Fuchses zu Schmuckstücken verarbeitet. So will sie gesellschaftskritisch auf Verschwendung und Wertschätzung von Materialien hinweisen. Das Werk zeigt, dass der Kreativität keine Grenzen gesetzt wurden.

Werkschau HSLU D&K

Bei der Bandbreite an Werken fällt aber auch auf, dass sich das Rad nicht komplett neu erfinden lässt. Es wirkt etwas plump, auf das Thema Fast Fashion mit individualisierten oder geflickten Billig-Kleiderstücken hinzuweisen, wie dies bei zwei Abschlussarbeiten gemacht wird. Wieso kurzlebige Massenware kritisieren, indem man kurzlebige Massenware verwendet? Da wirkt es doch interessanter, wenn zum Beispiel neue Stoffarten präsentiert werden.

Ein Beispiel für eine solche innovative Herangehensweise ist eine Bachelorarbeit im Bereich Textildesign, bei welcher textile Musterflächen aus Pilzen hergestellt wurden. Riecht gewöhnungsbedürftig, ist dafür aber umweltschonend und biologisch abbaubar. Insgesamt ergeben die unterschiedlichen Arbeiten eine spannende Mischung, zusammengehalten vom kreativen Schaffen im Rahmen einer globalen Gesellschaft.

Von Kolonialismus bis Computerspiel

Die Vielseitigkeit der Projekte lässt sich nämlich auch in der Globalität der Themen spüren. Eine Arbeit zu Wildtieren in Luzern findet hier genauso Platz wie Illustrationen zu Ureinwohnerinnen Amerikas oder den Abbildungen des Lebens einer jungen Frau in Syrien. Man kann aber auch eine kleine Zeitreise machen und beispielsweise mehr über die Schweizer Kolonialgeschichte im 19. Jahrhundert lernen oder man spielt eine Runde «Cubico», ein von den 80er-Jahren inspiriertes Jump’n’Roll-Computerspiel. Alternativ kann man sich anhand von «noumenon» ganz futuristisch seine Persönlichkeit als digitale Momentaufnahme generieren lassen. Letztere 2 Projekte sind Abschlussarbeiten der neuen Studienrichtung Digital Ideation.

An der Werkschau lassen sich problemlos mehrere Stunden verbringen. Viele Projekte üben mehr oder weniger subtile Gesellschaftskritik oder beeindrucken einfach durch ihre wunderbare Kreativität.

«Werkschau Design und Kunst»
SA 22. Juni bis SA 29. Juni, 10 bis 20 Uhr, SO 30. Juni bis 18 Uhr
Messe Luzern, Luzern

Die Rezension gefällt? Hier gibt's alle Texte von Céline Estermann!