«Tina Turner, how could you get so Swiss?» – The Sad Riders im Schtei

In der «Konzerthalle im Schtei» (DRS 3) in Sempach traten gestern The Sad Riders in Duoformation vor die Menge. Entzückende Gitarrenklänge, viel Schalk, tragende Songs und Heidi Happy mit einem Snare. Man sieht sich in sieben Jahren.

Denn sieben Jahre war es her, als The Sad Riders bereits im Schtei (der ja natürlich keine Halle, sondern ein sehr feiner Kulturkeller im Herzen Sempachs ist) auftrat. Genauso lange liegt auch ihr letztes Album «Lay your Head on the Soft Rock» zurück – jüngst folgte dann «In the End we Always Win». The Sad Riders, um die Informationsbasis gleich noch abzurunden, ist das Nebenprojekt von Favez-Kopf Chris Wicky, in dem der Sänger, Songwriter und Gitarrist eher ruhigere, coutryeskere Töne anschlägt. Tasten, Schlagzeug und Bass fehlten gestern – zur Seite stand Wicky «nur» Charlie Silverman (u.a. Coal) an der Gitarre. Nein, falsch: An den Gitarren – drei brachte er mit. Neben der Fender Telecaster und einer Halbakustischen auch eine wunderschöne Steel-Gitarre. Dass Silverman ein fantastischer Gitarrist ist, muss man kaum mehr erwähnen. Er verzierte die ruhigen und einfach gehaltenen Songs von Wicky mit schönen Melodien, Läufen und kryptischen Akkordeinlagen, sie schlängelten sich behutsam durch die Songs und traten einzig dann in den Vordergrund, wenn es angebracht war. Silverman, nicht nur ein unglaublich guter, sondern auch unglaublich feinfühliger Gitarrist. Er hört und denkt die Songs mit, was auch daran erkennbar ist, dass er beim Spiel sehr oft auf Wickys Gitarre fokussiert.

Und dass Wicky ein sehr guter Songwriter und ergreifender Sänger ist, muss man auch kaum mehr erwähnen. Es sind schmerzhafte, leidende Songs mit Melodien, die einen frieren lassen. Die Angst, dass die Songs durch das Fehlen von Piano, das auf dem Album einen wichtigen Part einnimmt, verlören, löst sich schnell – man vermisste bei den wenigsten Songs etwas. Und Wicky hielt das knapp 50-köpfige Publikum auch bestens bei Laune. Denn so traurig die Songs, so humoristisch die Ansagen und Anekdoten. (Übrigens sprach der aus Lausanne stammende aber häufig in Luzern anzutreffende Wicky den ganzen Abend Englisch – irgendwann war das ganz selbstverständlich ...) Die Themen waren bunt: Junkies in seinem Wohnviertel, die nicht auf Mentholzigaretten stehen, bis zum Dire-Straits-Plattencover von «Brothers in Arms». Und da war natürlich Heidi Happy, die zum wunderschönen «Victoria» erstmals auf die Bühne kam, den Song, den sie auch auf der CD mitsang. Sie brachte zum Missfallen von Wicky ein kleines Snare mit und ab diesem Zeitpunkt war die Zankerei zwischen den beiden beste Unterhaltung bis zum Ende. Den Schluss vor den Zugaben liess sich Chris Wicky nicht nehmen, und er sang allein und ergreifend Bruce Springsteens «Thunder Road». Seine Stimme steht der Springsteens um nichts nach. Den wirklichen Schluss – nach einigen Zuhaben – bildete dann ein Song, bei dem die Zuschauer die Akkordfolge bestimmten, Wicky dazu einen Text über Sempach erfand – und Heidi Happy noch einmal das Snare auspackte. Man blieb noch für einen Schwatz – das ist ja das Schöne am Schtei. Was weiter und besonders schön ist: Hier hören die Leute hin und schwatzen während des Konzerts nicht – was ja sonst nun wirklich keine Luzerner Stärke ist! Spät am Abend traf man sich im Bourbaki wieder.

Nächstes Konzert: The Bowmans, SA 8. Mai, 20.30 Uhr