Theaterbar mit Innenleben

Theaterbar bunterbünter, Neuenkirch, 13.09.2018: Die gebürtige Neuenkircherin Rebekka Bünter präsentierte ihr erstes Solostück «Ei(ge)ngemachtes» – eine fulminante Offenbarung mit philosophischem Schalk. Eine Geschichte, die «Normalbürger*innen» einen Spiegel vorhält.

Es war, als beträte man eine Stube. In der kleinen, feinen Theaterbar bunterbünter fühlte man sich wie zu Hause. Es galt: Erst freie Platzwahl und Kultur geniessen, danach wurden Eintritte und Getränke bezahlt. Das überschaubare Publikum machte es möglich. Das Lokal lebt von kleinen, originellen Eigenheiten. So stand hinter der Bar keine herkömmliche Kasse, sondern verschiedene nummerierte Glasröhrchen, die je nach Preis des Getränks mit unterschiedlich grossen Hölzchen gefüllt wurden. Die Menge der Hölzchen in den Röhrchen bestimmte schliesslich den Preis. Dieses ausgeklügelte System erinnerte an die ehemalige Schreinerei, die nun zum Kulturlokal umfunktioniert wurde.

Theater bunterbünter

Rendezvous mit sich selbst

Das Licht in der Bar schaltete Bünter selbst aus. Ein paar Schritte zurück und schon stand sie wieder auf der Bühne. Nach ein paar begrüssenden Worten der Schauspielerin begann das Einfraustück unter tiefen, eindringlichen Bassschlägen eines Djembes, die unter die Haut gingen. Schnell war klar: Dieses Stück geht tatsächlich ans Eingemachte. Die Atmosphäre im Raum war sehr intim. Publikum und Schauspielerin standen in direktem Blickkontakt. Eine frei erfundene Geschichte über Frau Frei und das Freisein. Ja, wortgewandt war Bünter allemal. Das Spiel mit den Dialektworten ist es wohl, was das Stück einzigartig macht. Plötzlich bewegte sich etwas links von der Bühne. Nanu? Ein weiterer Gast kam herein. Das Stück wurde kurz unterbrochen. Dies schien die Schauspielerin jedoch nicht zu stören und auch die später Eintrudelnde wurde persönlich von Bünter in die bisherigen Geschehnisse des Stücks eingeweiht.

So, weiter geht’s. Mit witzvollen Formulierungen nahm die Darstellerin ihr Publikum mit auf eine Reise in die Welt von Frau Frei. Hin zu einem Schloss, wo die Freude, die Trauer, der Zweifel, die Entscheidung, der Verzicht, der Stress, die innere Stimme und auch dunkle unbekannte Dämonen im Souterrain alle unter einem Dach hausierten. Es war eine Reise zur in sich selbst innewohnenden Königin, der eigenen Macht. Erzählt an der Figur von Frau Frei, die bisher ein geordnetes Leben führte: Ein Mann, zwei Kinder, einen Job, zahlt regelmässig Versicherung, kauft Bio, geht ins Yoga und lebt in der Schweiz. Eigentlich kein Grund, um unzufrieden zu sein – oder etwa doch? Bünter schien zu wissen, wie sie ihr Publikum im Kern berühren konnte und traf den Nerv der heutigen Zeit.

Rebekka Bün

Eine Spezialistin des menschlichen Innenlebens

Die langjährige Bühnenerfahrung von Bünter ist unübersehbar. Die langen Monologe und Gedankenströme sprudeln während den 80 Minuten Spielzeit nur so aus ihr heraus, ohne einen merklichen Versprecher – eine starke Leistung. Da sie das Stück selbst geschrieben hat, dauerten die Proben auch nicht länger als ein paar Wochen. Die Vorstellungen seien schon während der Entwicklung des Stücks klar im Kopf, was das Auswendiglernen enorm erleichtere, meint Bünter im Interview. Die ausdrucksvolle und lebendige Spielart von Bünter machten den Theaterbesuch zu einem eindrücklichen Erlebnis. Selbsterzeugte Klänge aus Body Percussion, Gesang, Geige und Trommel unterlegten die Darstellung mit dem passenden Sound. Die Ideen für das Stück fand sie im Innenleben von sich selbst und anderen: «Das alles komprimiert und treffend in einer witzigen, leichten Art auf die Bühne zu bringen, reizt mich sehr.»

Rebekka Bünter

Weitere Vorstellungen: DO 20. und FR 21. September, MI 31. Oktober, FR 2. November, jeweils 20 Uhr
Eine Hörfassung des Theaters erscheint demnächst auch auf CD.