Teil II – Zwischenhalt in der Alpineum Produzentengalerie

Stadt Luzern & Agglomeration, FR 26.08.2016: Von Emmenbrücke nach Kriens stand auf dem Plan, einen Zwischenstopp gab es bei Christian Herters Ausstellung in der Alpineum Produzentengalerie. Eine beschauliche Gegenüberstellung zweier raumfüllenden Installationen erwartet die Besucherinnen und Besucher.

Während das Benzeholz in Meggen leider ausser Reichweite war mit dem Fahrrad, führte der Weg nach Kriens in das Museum Bellpark zur Sammlungspräsentation und der Einzelausstellung von Roland Heini in der Galerie Kriens. Um Energie am Apéro (und ein Glas Rotwein) zu tanken, gab es einen kurzen Zwischenstopp in der Alpineum Produzentengalerie und ehe man sich versah, blieb man bisschen länger sitzen als geplant...   Galerie Urs Meile, 18.00 Uhr (in Teil I behandelt) Benzeholz Meggen, 18.30 Uhr (nicht geschafft, leider) Akku Emmenbrücke, 18.30 Uhr (in Teil I behandelt) Alpineum Produzentengalerie: 19.00 Uhr (hier in Teil II behandelt) Galerie Kriens, 19.00–21.00 Uhr Museum im Bellpark, 19.00 Uhr Tat-Ort Bernstrasse, 19.00 Uhr   Mittlerweile war schon 19.30 Uhr geworden und in der Neustadt hat sich die Baustelle im Winkelried-Quartier verflüchtigt, sodass der Zugang zur Alpineum Produzentengalerie wieder barrierefrei zugänglich war.

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Eine kleine Heerschar an Alpinisten (nicht mit Stock und Rucksack, sondern die Künstler-Mitglieder der Produzentengalerie) und einige interessierte Besucherinnen und Besucher eröffneten die Herbstsaison mit einer Einzelausstellung von Christian Herter (*1962) und gleichzeitig den Einstand der Nachfolgerin vom langjährigen Leiter der Produzentengalerie, Stefan Meier. Dieser hatte im Sommer seine neue Stelle als Kultursekretär des Bezirks Wettingen ZH übernommen. Laura Sennhauser (*1987) ist eine junge Kunsthistorikerin und Kunstvermittlerin, die in ihrer Eröffnungsrede die Ausstellung mit dem Titel «Chromosomen» erläuterte. 2016-08-26 19.34.16

Dominiert wird der Ausstellungsraum von zwei gegenübergestellten, neuen Werkteilen von Christian Herter. Eine lebendige Ausstellungwand mit kleinformatigen, farbigen Objekten und Collagen trifft auf eine in Weiss/Grautönen gehaltene Installation. Deren Basis ist ein linearer und auf SUVA-konforme 90cm montierter Handlauf aus Chromstahl, der von Herter mit Gipsbandagen, kleinen abstrakten, teilweise geometrischen Skulpturen aus Silikon, Mörtel und Wachs sowie mit Farbklecksen bearbeitet wurde.

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Als Kunst-am-Bau-Intervention würde man die materielle Veränderung sofort zu spüren bekommen, doch so präsentiert sie die acht Meter lange Arbeit mit dem Titel «Handlauf» als ästhetische, in der Farbe reduzierte Materialkombination. Ebenfalls sehr auffällig ist die Gegenüberstellung eines alltäglichen Industrieproduktes mit den archaischen Materialien. Auf der anderen Seite verteilen sich die «Chromosomen» – die seit 1992 entstehen und allesamt individuell mit Vornamen benannt sind – wolkenartig auf die gesamte Ausstellungswand.

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Wer Christian Herters jüngste Ausstellung im Nidwaldner Museum in Stans Anfang 2016 gesehen hatte, konnte zwischen den neuartigen, kaum mehr als 35 Quadratzentimeter grossen Mini-Objekten eine formale Verbindung mit den massiv grösseren Konstruktionen herstellen. Herter verwendet primär Dinge, die er permanent im Atelier um sich hat – Farbreste, Schnipsel von Papier und Holz, Spraydosen – und verarbeitet sie zu kleinen «Farbkörpern», die wie DNA funktionieren und die Grundbausteine seiner Kunstwerke sein können.

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Der Künstler ist bekannt für seine mehrschichtigen, ziemlich bunten Collagen aus Papierfetzen und Kartonschnittabfällen. Beispiele davon sind im Eingangsbereich gehängt und lassen erahnen (wie auch die besagten Grosskonstruktionen in Stans), wie Herter seine Kunstwerke konzipiert. Die Modellhaftigkeit haben die kleinen Baukörper durch ihre serielle Produktion zwar ein wenig verloren, doch die luftige Präsentation in Kombination mit direkten Farbspritzern und Sprayflächen auf der Ausstellungwand lassen eine spannende Formenverwandtschaft entstehen. Johanna, Reto, Marvin, Jeanette, Ronny, Eugenio und Juana und ihre Brüder und Schwestern sind definitiv ein leichtbekömmliches Potpourri an Farben, Formen und Materialien, die einen angenehmen Kontrast zum «Handlauf» darstellen.

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Die Ausstellung in von Christian Herter in der Alpineum Produzentengalerie kann an der Hirschmattstrasse 30a noch bis zum 24. September 2016 besucht werden. Jeweils donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 16 Uhr.