Stoner-Rock, made in Lucerne: Welcome back!

Samstag, 16.2.2013: Der Sedel donnert: Carson, Who’s Elektra und Ilja luden zum Rock-Fest der Sonderklasse. Gitarrenwände, wuchtige Drums und Effektspielereien erfreuten das Herz. Auch wenn am Ende den Beteiligten ein wenig die Puste ausging.

Aufgrund des frühen Beginns fand das Konzert von Ilja ohne uns statt. Die Thurgauer Stoner-Formation eröffnete schon für illustre Stoner-Namen wie Red Fang und gerade kürzlich Navel in der Schüür. Erneut wurde klar ersichtlich, dass das Konzept «drei Bands pro Abend» seinen Zweck kaum mehr erfüllt. Wenn sich das Ausgangsvolk gegen 22 Uhr auf die Socken macht, ist die erste Show bereits zu Ende. Dieses Phänomen war auch im Sedel der Fall, nur wenige Konzertbesucher fanden bis anhin den Weg in die Luzerner Musikinstitution. Die Anzahl Gäste stieg dann mit dem Auftritt von Who's Elektra rapide an. Das Luzerner Trio stand in den letzten paar Monaten wohl um die zwanzig Mal auf Luzerner Bühnen. Zu Recht, wie die Band auch an diesem Abend wieder bewies. Trotz Erkältung nudelte sich Besi Berisha souverän durch seine Gitarrensoli, spielte mal mit den Zähnen, mal mit den Herzen der anwesenden Damen und Herren. Bruder Bujar und Drummer Julian boten ihm ein solides Rhythm'n'Bass-Fundament. Zum Tanz auffordernde Groove-Stücke und fast schon episch anmutende Gitarreneffekt-Soundwände verfehlten ihre Wirkung beim Publikum nicht. Dieses war zu diesem Zeitpunkt schon ordentlich durchmischt und zahlenmässig auf rund 80 Nasen angestiegen. Junge Metalheads, Vertreter aus der lokalen Szene und der obligate Indie-Freak mit den grossartigen Zebrahosen: Alle waren sie da und feierten. Who's Elektra bestätigten ihren Ruf als eine der besten Luzerner Livebands auch an diesem Abend mit Bravour. Nach einer kurzen Umbau-Pause stürmte dann sogleich der Gastgeber die Bühne. Carson sind bei uns in Luzern noch wenig bekannt. Dabei besteht die Band seit 2009. Gitarrist und Sänger Kieran gründete sie in Neuseeland. Nachdem dort erste Erfolge erzielt wurden, versetzte er seinen Lebensmittelpunkt nach Luzern. Die neue Formation bildet sich aus Elina Willener am Bass und Jan Kurmann an den Drums. Nach Auftritten am Lakeside Festival und im Treibhaus kommt der Karren nun langsam ins Rollen. Live überzeugen Carson mit ordentlich Power und Wumms. Der krachende Stoner/Desert-Rock passte wunderbar auf die Sedel-Bühne. Die Musiker gingen ab, es gab Drum-Solos und obligate Gitarren-Orgasmen. In diesem Zusammenhang überraschte Willener am Viersaiter mit ordentlicher Tightness. Auch Jan Kurmann überzeugte, dürfte aber sein Faible für die Tombs und die Cowbell öfters unterdrücken, auch wenn bei letzterer oft das Gegenteil gefordert wird. Nach einem starken Anfang schien dem Trio gegen Ende ein wenig die Puste auszugehen. Selbiges traf auch auf das Publikum zu, das sich nach und nach verabschiedete. Was war der Grund? Vielleicht wurde nach dem gestrigen Carson-Konzert im Bruch Brothers ein wenig zu stark gefeiert. Könnte aber auch daran liegen, dass Gitarrist Kieran bei den letzten Stücken seinen Verstärker noch einmal lauter aufdrehte und Willener/Kurmann dadurch ordentlich Power nahm. Oder es fehlt gewissen Songs einfach an Spannung und Attraktivität. Die Entscheidung sei jedem selbst überlassen. Auf jeden Fall ist es eine Freude, wieder eine motivierte und talentierte Stoner-Rock-Truppe auf den Luzerner Bühnen begrüssen zu dürfen.