Stadionatmosphäre mit den Rival Kings

Konzerthaus Schüür , 24.01.2014: Die Rival Kings begeisterten in der Schüür. Dicke Pop-Rock-Songs und ordentlich Pulver obendrauf: Ein gelungener Abend mit starkem Kontrastprogramm. Da störten auch kleinere Soundprobleme nur wenig…

„Mer hetted ned mit so viel Lüüt grächned“ – HA! Die Aussage von Sänger Etienne Hilfiker (übrigens der Bruder des Abinchova-Shouters Arnaud) wirkte sowohl sympathisch als auch ein wenig naiv. Rund 170 Leute meldeten sich allein in Facebook definitiv für die bandeigene Plattentaufe an. Beim momentanen Stand der Fans (ungefähr 700) sind das umgerechnet 25% Anteil, nicht eingerechnet Social Media-Abstinenzler und -Vernachlässigende. Normalerweise könnte jetzt hier vom „typischen Plattentaufe-Volk“ geredet werden: Festzelt-Stimmung, Geräuschpegel einer LUGA und Konzertneulinge en masse. Dieses klischierte Bild muss im Hinblick auf die Luzerner Truppe revidiert werden. Doch gehen wir der Reihe nach. Eröffnet wurde die Plattentaufe von Ekat Bork. Der russische Wirbelwind kam im Akustik-Modus aus dem Tessin angerauscht. Gitarre, Piano, Vocals: Normalerweise reicht das, um meine Wenigkeit nach drei Stücken zu verjagen, da Langeweile. Aber nein, nicht mit dieser Dame. Viel Leidenschaft (laut einzelnen Meinungen zwischen Aggressivität und Psycho), eine Prise Erotik und ein seltsames Tanzgeflecht liessen zuerst erstarren, dann faszinieren und zum Schluss verzaubern. Immerhin schaffte  Bork das gerade in Luzern schwere Kunststück, den sich füllenden Saal bis vor die Bühne zu bewegen. Der intime Auftritt gefiel zwischen improvisierten Einschüben und einer starken Stimme, welche Lust nach einer „richtigen“ Show weckte. Während dem ganzen Abend stand übrigens eine verzweifelt gesuchte Kiste CDs der Dame vor dem Schüür-Eingang. Wie die dahin kam? Man weiss es nicht. Allzu viele Alben sind immerhin nicht weggekommen. Das ruhige Konzert war ein geschickter Zug im Bereich Atmosphäre, denn nun konnte der Gastgeber sein Programm auffahren.

Dieses kann getrost als in Richtung Stadionrock interpretiert werden. Die Musik der Rival Kings  bewegt sich mit dem Debütalbum nahe radiotauglichen Pop-Hymnen. Kraftvolles Drumming und sphärische Delaygitarren lassen aber härtere Züge ebenfalls nicht vermissen. Die Beschreibung eines Gastes – „die härtere Ausgabe der Kings of Leon“ – kann unterstrichen werden. Mit einer opulenten Lichtshow (meine Augen sind nur schon in Erinnerung daran geblendet) und viel Leidenschaft gelang die Plattentaufe dann wirklich gut. Besonders erfreulich erschien das tighte Auftreten der Band, da haperte es beim Auftritt im Treibhaus Luzern vor knapp zwei Monaten noch. But now: Kickass. Die haben  noch einiges an Probe investiert, wie mir schien. Als zusätzliches Schmankerl diente ein ausgezeichnetes Bläsertrio. Die Taufe an und für sich gab’s jedoch nicht. Ganz im Dienste der Musik verliessen sich die Musiker auf ihre Kunst. Eine kleine Dankesrede musste als Höchstes der Gefühle reichen. Zumindest auf der Bühne. Besonders stark an jenem Abend agierte das eingangs angesprochene Publikum, welches nicht einfach nur dastand und laberte, wie so oft bei Plattentaufen. Nein, hier standen Menschen aus allen Bereichen, die die Musik der Rival Kings schlichtweg feierten. Und den Saal wirklich gut füllten, sodass gerade die vordersten Ränge bis ca. Mitte Raum besetzt waren. Dementsprechend gelang der Hit „Citizens“, wo die Menge begeistert mitsang. Schön, mehr solche Zuhörer bitte! Ein wenig schade wirkte jedoch der Soundmix. Mal knallte die Bassdrum teuflisch und übertönte den Rest der Band. Selbiges bei der Gesangslautstärke. Der Bass wiederum war zu höhenlastig oder verschwand komplett.  Zusammengerechnet wurde der homogene Klangcharakter ein wenig vermisst. Laut Aussagen aus dem Publikum solle dieses Problem weiter vorne aber nicht wahrgenommen worden sein.

Fazituös (© by Christoph Ruckli Land AG) gefiel der Abend dank dem musikalisch starken Kontrastprogramm sowie einem wirklich engagierten Besucherpulk. Und das ist, was zählt. Menschliche Soundprobleme können kaum gelöst werden, technische hingegen schon. Die grossen Bühnen sollten also nicht mehr fern sein…