So oder so: «Nice!»

Fool’s Gold aus Los Angeles im Treibhaus: Ein Konzert, das es dem Schreiber nicht einfach macht, das streckenweise fesselte, teilweise aber auch seltsam lau war. 
 
 
Sie spielten schon einiges grössere Konzerte als gestern und wurden in den USA bei ihrer Gründung 2007 auch als Supergroup betitelt. (Was immer das auch heisst.) Zeitweise zählten sie immerhin Mitglieder von Snow Patrol und The Fall zu ihren Mitmusikern. Gut, dass Fool’s Gold – inzwischen auf fünf Mitglieder geschrumpft – an diesem Montag trotzdem ins Treibhaus fanden.
Afro-Beat gehört in der US-Indieszene mittlerweile fast zum Usus – mit ihrem teilweise hebräischen Gesang hat Fool’s Gold aber ein gewichtiges und doch eher ungewöhnliches Alleinstellungsmerkmal. Ein verschworenes Trüppchen an Zuhörer fand sich gestern im Saal ein, einfach ist ein Urteil über das während 90 Minuten Gebotene nicht – der Eindruck bleibt durchzogen. Nun, trotzdem, ein Versuch:  Fool’s Gold war ... … in den besten Momenten eine unwiderstehliche und sehr eigenwillige Band, bei der man kaum weiss, wo man deren Musik heimtun soll. Groovige einnehmende Schlagzeugbeats, dazu allerlei Perkussion, zwei Gitarren, zeitweise Saxofon und Synthesizers und Bass. Die Gitarren verströmten quirlige, karibisch-afrikanisch anmutende Melodien, manchmal schön zweistimmig, dazu ebenso verspielte wie groovige Drum und Perkussion, die man ebenfalls in der afrikanischen Musik verortet. Wenn dann Leadsänger und Bassist Luke Top ins Hebräische wechselt, ist der Gemischtwarenladen perfekt und die Sonne schien an diesem Oktoberabend definitiv ins Treibhaus. Dies entlockte dem Sänger nach jedem Song immerhin ein «Nice». Die auffälligste Figur war Sänger und Bassist Top, der als Kleinkind von Israel nach Los Angeles kam, sein klagender, orientalischer Gesang setzte einen wunderbaren Kontrast zu den trommelnden Rhythmen und den «Uh»- und «Oh»-Indie-Chörchen. Genial auch Lewis Pesacov zu seiner Rechten an der Leadgitarre, der fast unaufhörlich, aber nie aufdringlich solierte (zeitweise im Duett mit der zweiten Gitarre und dem Saxofon). Wenn man die Augen schloss, meinte man ab und zu Steeldrum zu hören. Das hatte oft eine äusserst einnehmende Wirkung, doch die Stimmung überbordete nie wirklich (oder nur bei einigen wenigen). Das Set brauchte die wenigen Hits wie «Surprise Hotel», auch wenn sie diesen bis zum Überdruss zelebrierten, doch er funktioniert. Fool’s Gold, das war aber auch ... … ein sehr lauer und verhaltener Beginn, mit einem monotonen Song mit wenig Dynamik von gefühlten 15 Minuten. Selbst das darauf folgende «Nadine», auf ihrem Debütalbum eine Perle, vermochte den Funken nicht recht zu zünden. Die Rhythmen plätscherten dann und wann eher lustlos dahin, der Gesang setzte kaum Akzente und man hätte sich von Anfang an mehr von den Synthie-Einlagen gewünscht, die Fool’s Gold gegen Schluss immer öfters einstreuten. Selbst das Dauer-Gitarrensolo von Lewis Pesacov ermüdete nach einer Stunde. Die gebotenen Highlights sind fast durchgehend auf ihrem Debütalbum zu finden, der kürzlich erschienene Zweitling «Leave no Trace» überzeugt nicht gleichermassen – was man am gestrigen Konzert gemerkt hat.
Aber nichtsdestotrotz: Nice!

«Nadine»: [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Mbkl-GzVYbI&feature=related[/youtube]