Shakespeare und die Jugend

Teiggi Probelokal, SO 20.10.13. Eine erste öffentliche Probe des vielversprechenden Musiktheater-Experiments «Verona 3000» fand am letzten Sonntag im eigens dafür umgestalteten Teiggi Probelokal in Kriens statt. Das ausgelassene Spiel der Jugendlichen & jungen Erwachsenen zauberte manch einem ein Lächeln auf das Gesicht, konterkarierte aber bald die eher biedere Stimmung unter den Besuchern.

2012 wurde ein Projekt ins Leben gerufen, das die rein kommerzielle Energieverpuffung junger Talente aus den verschiedensten Sparten aufhalten und stattdessen in einem ambitionierten Musical-Projekt kanalisieren möchte. Der erste Aufruf zu «Verona 3000» (mit Melanie Gabriel als Gesamtleiterin) schlug hohe Wellen und die Initianten lockten Interessierte mit den unterschiedlichsten Hintergründen ans Kick-Off im Hotel Schweizerhof Luzern. In Kriens wurde einem nun erstmals ein gut eineinhalbstündiges «Amuse-Bouche» des Stücks präsentiert. Mit einem interaktiven Aufwärmen, das das anfänglich angespannte Verhältnis zwischen den Gästen und Spielern lockern sollte, begann der regnerische Nachmittag. Daniel Korber (Künstlerischer Co-Leiter) versuchte gut gelaunt das spiessbürgerliche Armverschränken (meins inklusive) der Besucher zu lösen und den Spielern gleichzeitig ans Herz zu legen, das Publikum direkt anzuspielen, um es schlussendlich auch wirklich zu berühren. Wenn ihm und ihnen das nicht immer gelang, kann man das nur unserer verkrampften Haltung gegenüber (und in) Musicals zurechnen, die bestenfalls ein gediegenes Geklatsche zulässt. Denn das Potenzial für ein gesellschaftskritisches Jugendspektakel, das den Geist der heutigen Jugend sowie die gegenüberliegende Verständnislosigkeit der Erwachsenen akkurat einfasst, ist hier definitiv vorhanden.

Dem Namen nach werden wir es wohl mit einer Auseinandersetzung des neuesten Neuen im Denken & Schaffen von gegenwärtigen Jugendlichen zu tun haben («3000»), dem trotzdem ein Schuss klassische Dramaturgie à la Shakespeare beigemischt wird («Verona», die Stadt aus «Romeo & Julia»). Die ersten Einblicke liessen zwar noch keinen wirklich kohärenten Gesamtblick auf das Stück erhaschen, was aber nicht weiter störte. Denn die Konstellation der Spieler & Spielerinnen, ihre Verschiedenheit und ihre (vielleicht auch daraus resultierende) Spielfreude führten einem das Neuartige eines solchen Unterfangens vor Augen. Hier treffen junge, extrem talentierte Erwachsene aus den sichtlich verschiedensten Elternhäusern aufeinander, die es ernst meinen und die der zunehmend unübersichtlicher werdenden Unterhaltungsgesellschaft eine identitätsstifende Spielweise gegenüberstellen wollen, die auf dem eigenen Vokabular und den eigenen Idiosynkrasien beharrt. Joseph Sieber, der das Ensemble musikalisch leitet, bettet dabei die Geschichte um GlobeTV, einem multinationalen Medienkonzern, der aus Millionen Menschen das Alpha-Päärchen sucht, in stimmige, eingängige und dem Selbstverständnis der Jugendlichen gerecht werdende Soul-, Rock- und Hip-Hop-Stücke ein. Man ist gespannt auf die nächste öffentliche Probe am SO, 24. November (14 Uhr), ebenfalls im Teiggi Probelokal an der Schachenstrasse 15 in Kriens (Anmeldung an info@verona3000.ch).

Die 22 Aufführungen finden vom 9. Mai bis Mitte Juni 2014 in der Mehrzweckhalle Allmend statt. Mehr Infos unter www.verona3000.ch.  

Foto: Roman Bachmann