Selbstgemachtes Lichtspektakel

Kleintheater Luzern, 5.11.2018: Im Rahmen des Comedy-Festivals «Lozärn lacht» feierte die Musikpädagogin Lisa Brunner die Premiere von «Stadt, Land, Kabarett!» Ein Soloprogramm voller Witz und Anekdoten, das nicht nur Brunner, sondern auch die Zuschauer*innen selbst zu kleinen Sternen am Comedy-Himmel machte.

Ziemlich gedrängt war es im Interieur des Kleintheaters an diesem kühlen Montagabend im November. Auf der Bühne wurde das Publikum begrüsst von Danny Gundelfinger, dem Kurator von «Lozärn lacht» und alten Bekannten von Brunner. Die gebürtige Adligenswilerin gewann 2016 den Publikumspreis am Swiss Comedy Award. In ihrem ersten abendfüllenden Soloprogramm steckten unzählige Arbeitsstunden an Üben, Schreiben, Komponieren, Arrangieren und Spielen. An der diesjährigen Tankstelle Bühne im Südpol gewann sie mit ihrem Projekt ein professionelles Coaching von Jonny Fischer, bekannt aus dem Komiker-Duo Divertimento. Zusammen mit Regisseurin Nina Halpern wurden später einzelne Nummern zusammengefügt, die Dramaturgie besprochen, Übergänge geschaffen und kritisch reflektiert. Das Programm begann sehr ruhig mit einem von Brunner gespielten Klavierlied und gesungenen Gedanken über das Leben. Ein heller Lichtkegel von einem Scheinwerfer erschien plötzlich auf der Bühne. Fröhlich und frech, wie Brunner scheint, rückte sie sich selbst ins Spotlight. Doch eigentlich sollte nicht nur sie, sondern alle an diesem Abend im Scheinwerferlicht stehen – ein Versprechen, das sie beim Publikum geltend machte. Mit dieser initialen Ruhe war dann schnell mal Schluss. Wer sich auf einen Abend voller Zurücklehnen und Geniessen einstellte, der hatte Pech gehabt. Denn nun ging’s auf wilde Punktejagd! Das sei doch wie ein Kinderspiel, ein Leichtes, playing light quasi.

Mani Matter, DJ Bobo und Publikumschor

Gespielt wurde Stadt, Land, Fluss, aber ohne Stift und Papier und ohne Stadt, Land und Fluss. Dafür mit Volksliedern. Die Spielregeln? Kann Brunner die Lieder singen, rappen, tanzen oder spielen kriegt sie einen Punkt. Kann das Publikum die Lieder jedoch besser singen, geht der Punkt ans Publikum. Es ging los: Der erste Buchstabe war ein C. Ein Volkslied mit C? Eine Zuschauerin rief «Chom mer wei go Chriesi gwönne». Brunner setzte sich ans Klavier und sang munter drauflos. Doch sie freute sich zu früh über den Sieg der ersten Runde. Denn das Publikum formte sich nun zu einem Chor und unter Anleitung von Brunner entstanden im Handumdrehen drei harmonische Stimmen, die Brunners Hauptstimme begleiteten. Ein Gänsehaut-Moment. Dafür gab es einen punktemässigen Gleichstand. Nach diesem starken Einstieg ins Spiel waren die Zuschauer*innen des Kleintheaters nicht mehr aufzuhalten. Man sang, man lachte und kletterte auf der Punkteskala immer höher. Von Mani Matters Ferdinand, über DJ Bobos Freedom, bis hin zum «Kuckuck und der Esel» mit Stepptanzeinlage auf der Bühne.

Lisa Brunne

In der zweiten Hälfte ging es wieder ruhiger zu und her. Unter dem Motto «Lisa Light» erzählte Brunner Anekdoten aus dem Alltag, von ihren Tätigkeiten mit dem Kinderchor und von hellen Glücksmomenten, die alle zu kennen schienen: Den Toffifee-Genuss; wenn beim Augenbrauenausziehen gleich die Wurzel mitkommt; die Unterhose aus dem Spalt ziehen; die Schoggi der Prinzenrolle mit den Zähnen abschaben oder einen Nasenpopel, der härter als alle anderen ist, aus der Nase herausziehen. Die langjährige Erfahrung als Slam Poetin zeigte sich hier deutlich und einige der Texte stammten auch aus dieser Zeit.

Finale Lichtershow

Bald darauf sollten auch die Zuschauer*innen selbst einen Glücksmoment erleben. Statt «Auto für alle!» wie bei Oprah Winfrey, hiess es bei Lisa Brunner: «Licht für alle!» Ein kurzer Griff des Publikums unter den Stuhl ermöglichte es. Brunner schenkte allen Anwesenden eine kleine Taschenlampe als Schlüsselanhänger. Denn einmal im Spotlight zu stehen, das hätten alle verdient. Gerade nach einer solchen starken Leistung wie im Spiel «Stadt, Land, Kabarett». Die Lichter des Kleintheater wurden zurück gedimmt und ein regelrechtes Lichtermeer mit zahlreichen Sternen erschien in den Zuschauerreihen. Ein wortwörtliches Highlight des Abends. Die von Brunner abschliessend gesungene Hommage an das Leben hallte noch bis spät in die Nacht nach: «Liebi Wält, wie besch du schön!»

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