Schweizer Rap lebt

Schüür, Samstag 26.05.2012: Die Luzerner Rap-Crew GeilerAsDu tauft ihr neues Album «Flöchted». Ein Abend voller Highlights.

«Mer send deck em cho!» dröhnte aus den Boxen und sofort legte das Luzerner Rap-Trio los. Das Publikum riss die Hände in die Luft, bewegte die Arme im Takt und die Köpfe nickten in klassischer Hip-Hop-Manier. Es war der Auftakt zur Plattentaufe der Hoffnung des Schweizer Rap: GeilerAsDu oder kurz GAD. Durch die zahlreiche, sehr positive Berichterstattung über das neue GeilerAsDu-Album «Flöchted» konnte man einiges erwarten. Mit dem Song «Moskito» zeigte der Rapper Luzi Rast gleich, dass GAD an diesem Abend nicht unter den Erwartungen bleiben werden. Er rappte seine Parts gestochen scharf und hatte einen geilen Flow. Sein Rap-Partner Mike Walker stand ihm in nichts nach. Raptechnisch überzeugten beide voll und ganz. Zudem spielte der Schlagzeuger von Alvin Zealot die Drums der Songs gleich live, was dem Konzert das i-Tüpfelchen aufsetzte. So rappten GAD solide Track um Track, bis der erste Gast auf die Bühne trat: Der Solothurner Rapper Manillio performte zusammen mit den Jungs von GAD den Song «Mond» und gab dann noch eine Kostprobe seiner eigenen Musik zum Besten. Und wenn einer der grössten Schweizer Rapper bei seiner Plattentaufe mit dabei ist, kann man sich einfach nur geehrt fühlen. Neben Manillio hat GAD noch ein weiteres hochkarätiges Feature auf dem Album zu bieten. Auf dem Song «Wer?» singt nämlich Heidi Happy. Und auch sie fehlte nicht an der Plattentaufe. Ihre Stimme passte wie die Faust aufs Auge zum Text und Flow von Luzi und Mike. Da alle guten Dinge drei sind, kam auch noch der Rapper Filthy Stitch auf die Bühne und rappte mit GAD den Song «Champions». Ein Song, der bezüglich Text und Beat auch dem ersten GAD-Album «Deck em cho» zugeordnet werden könnte. Der Song steht irgendwie alleine auf der Scheibe «Flöchted», doch er ist nicht fehl am Platz. Er zeigt, dass GAD trotz Weiterentwicklungen immer noch gerne einen auf dicke Hosen machen. Und schon neigte sich die Plattentaufe dem Ende zu. GAD rappten ihren letzten Song. Es war der Track «Trampolin» ab dem Solo-Album von Luzis «revoluzion». Er animierte das Publikum zu Luftsprüngen und saugte die letzte Energie aus dem «Bounce-Arm». Das wars, «Flöchted» ist getauft. Nach diesem Abend wurde klar, dass GAD sich weiterentwickelt haben. Sie sind nicht mehr einfach ein paar rappende Kumpels, die auf der Bühne rumeiern. Vielmehr sind es drei junge Männer, die dem CH-Rap neuen Schub verleihen. Was sind die Gründe? Einer ist sicher der DJ Fabrizio Zihlmann. Er legt mit seinen Beats die Basis für die Tracks, und darauf kann man mehr als nur gut aufbauen. Ein weiterer Grund ist sicher auch die neue Ausrichtung von GAD. Ihr Sound ist bewusst masstentauglicher, als noch vor ein paar Jahren. Trotzdem bleiben sie ihrem Anfang treu, sprich sie provozieren weiterhin, sind ehrlicher als die nackte Wahrheit und heben sich durch ihren Stil von der Konkurrenz ab. Es gab aber auch zwei Wermutstropfen am gestrigen Abend. Erstens: Alvin Zealot waren nicht an der Plattentaufe, um ihren Song «Halbwach» zu performen. Zweitens: Trotz enormer medialer Aufmerksamkeit im Vorfeld der Plattentaufe hatte es noch viele freie Plätze in der Schüür. Das wirft die Frage auf, welchen Stellenwert GeilerAsDu in der Musiklandschaft haben bzw. erreichen können.