Schweizer Discokraut Stars

Neubad, 14.12.2018: Lange hatte das Neubad um sie geworben, nun sind sie endlich gekommen: Klaus Johann Grobe machten Stopp im Keller. Und verpackten die Dringlichkeit der Disco schlicht formidabel. Trotz schwerem Schicksalsschlag.

Titelbild: Ralph Kühne

Weg. Alles weg. Am 21. November 2018 standen Klaus Johann Grobe in Amsterdam vor ihrem Bandbus, der nahezu komplett  ausgeräumt war. Neben dem Equipment (mit vielen wertvollen Vintage-Stücken) nahmen die Diebe in der Eile sogar das Merchandising-Material mit – 150 Platten, 180 T-Shirts, 200 Bags. Wo und ob gerade diese Hundertschaften verwendet werden, ist eine der vielen Fragen. Die dringendste: was nun? Auf jeden Fall nicht aufgeben! Mithilfe ihrer Community, der Vorband und guten Menschen (die unter anderem in einer Nacht und Nebel-Aktion Gear von Winterthur nach Amsterdam transportierten) reorganisierten sich Klaus Johann Grobe für den letzten Teil ihrer 2018-Europatournee. 

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Wer die Band unterstützen möchte, kann das hier machen: https://www.gofundme.com/all-instruments-gone

Der Verlust von einem Instrument ist weniger monetär zu beziffern. Vor allem der emotionale Wert zählt. Trotzdem entsteht grosser Sachschaden, auch bei den Baslern. Gute Musiker*innen sind aber glücklicherweise nicht von einer bestimmten Gitarre oder einem ausgewählten Schlagzeugset abhängig – der Sound kommt aus den Fingern, wie die Szene gerne predigt. Und was in den Händen von Klaus Johann Grobe steckt, gab dieser These recht. Der Trupp um Severin Landolt (g, keys, voc) und Daniel Bachmann (voc, dr) liess sich nämlich nicht beirren, sondern schaut wie eingangs erwähnt nach vorne, spielt, was er kreiert hat – und begeistert. So auch im Neubad. 

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Klaus Johann Grobe sind eine dieser Basler Bands, die im Ausland bereits Erfolge verzeichnen konnte, bevor man sie in der Schweiz überhaupt richtig wahrgenommen hat – die aktuelle Tour wird unter anderem vom bekannten deutschen Musikmagazin Musik-Express unterstützt. In Luzern spielte die Band bis anhin zweimal öffentlich; in der Gewerbehalle und am Funk am See, letzteres eine rauschende Disco-Kraut-Gala im strömenden Regen. Diese Erfahrungen erhoben auch das Neubad-Konzert zu einer etwas zu routiniert gespielten, aber trotzdem faszinierenden Party: «tight as shit», wie man selten eine Schweizer Band erlebt. Was alleine Stefan Brunner – neben Ernst David Hangartner einer der Live-Bassisten der Truppe – an seinem Instrument abzog, war punkto Präzision und Wucht kaum zu überbieten. 

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Die von Landolt auf dem aktuellen Album «Du bist so symmetrisch» eingespielten Linien kamen messerscharf sowie druckvoll und verzahnten sich herrlich mit den knackigen Grooves Bachmanns. Resultat: Der gut gefüllte Saal schwitzte und schwang die Hüften. Wenngleich die Kombi aus Krautrock und Disco ungemeinen Glamour impliziert, gefiel das unprätentiöse und angenehme Auftreten der Band, welches mit dem spärlichen Bühnenbild des Neubad-Kellers harmonierte. Da wurde gelacht, gefühlt und geliefert. Dass Andrew Wolfensberger (keys, perc) für gewisse Songs auch mal «nur» die Glocke spielte oder sogar schlicht am Mitschnippen war wie bei «Schlaufen der Zukunft», sorgte für eine zusätzliche Prise Sympathie. Pragmatisch bleiben, lautete die Devise.

So ist Urs Emmenegger und seinem Team im Neubad zum Jahresabschluss noch einmal ein Coup gelungen. Eine gelungene Belohnung für viel Aufwand, war man doch schon eine lange Zeit an den Basler Poppreisgewinnern dran. Dass das Konzert hierbei so gut wurde, hat wohl noch weitere Gründe: Landolt lebte und studierte eine längere Zeit in Luzern, zugleich wurde das Musikvideo zu «Out Of Reach» vom Luzerner Ralph Kühne produziert. Man kann sich in diesem Moment überhaupt fragen, wie viel Impact die geheimnisvolle Basler Musikszene weiterhin auf die Schweiz haben wird – das Jahr 2019 könnte jedenfalls (wieder) Klaus Johann Grobe gehören. Und wer weiss: Vielleicht werden die gestohlenen Merch-Artikel gerade an ganz besonderen Orten verteilt und könnten alsbald für weitere spannende Geschichten sorgen.