Schtärneföifi!

Schüür, 7.2.2014: Achtung Akkusativ! Ein heimlicher Schlachtruf der Zürcher Truppe Baby Jail. In neuer Besetzung warten sie gerade 20 Jahre nach ihrer Auflösung mit einem neuen Album auf. Um damit und mit vielen alten Heulern auch Luzern heimzusuchen. Von dem dummen Student

Könnte sein, man hätte sie fragen sollen, dass die Jungen, die vorne an der Bühne tüchtig mitwackeln, von Schtärneföifi her – wo die beiden Baby-Jail-Frontmenschen Boni Koller und Bice Aeberli mitmachen – auf die wieder aktivierten Baby Jail gekommen sind. Geboren waren etliche in den 1980ern nämlich noch nicht. Ein paar Oldies verirrten sich auch in die Schüür, um all die alten Heuler und Hits noch einmal live zu hören. Tatsächlich: Baby Jail haben offiziell 1994 aufgehört, vor zwei Jahren kams zu ersten Comeback-Konzerten und jetzt ein neues Album. Schtärneföifi und Saperlott! Personell hat das Winning Team Gitarre (Nico Feer) und Drums (Aad Hollander) gecheangt. Um sich aufzuwärmen, legen die vier mit Altem los: «Love Butcher» (1987), «Ritter der Strasse» (1990), vom aktuellen Album «Grüsse aus dem Grab» kommt schon «Grawatte, gefolgt von «Der dumme Student». Auf solche Sätze, wie sie Baby Jail anno 1990 eingefallen sind, muss man erstmal kommen: «Nur sein Hemd trennt von der Tierwelt den dummen Student». What’s wrong with that sentence? Genau: Der Akkusativ fehlt. Aber, so heisst es im Lied, es geht auch ohne.

Noch und nöcher kommen vertraute Töne an die Konzertreihe. Geblieben ist das Baby-Jail-typische Mischmasch von englisch, in Mundart und aber auch hochdeutsch Gesungenem, in Phonation und Intonation nach wie vor nicht immer allzu sauber, eingebettet in postspasspunkigen Rumpelrock, wenn es nicht gerade herrliche Schlagerveräppelungen sind. Nicht zu vergessen die Folklore: Neu ist etwa «Ländlerworkshop». Die Handorgel ertönt als lüpfige Minimalmusic: Aeberli bedient nur gerade die Bassknöpfe und hält sich gar nicht erst mit den rechten Melodieknöpfen auf. So spielen sie etwa nur gerade zu zweit, Gesang und Handorgel-Bässe, zum Beispiel bei «Moonshine Baby» (1988). «Tubel-Trophy» («Es isch emal en Tubel gsi», 1992 vier Wochen auf Platz 7 der Schweizer Hitparade), «Sex» (1988), wildes Posing (im Liegen, ausser Schlagzeuger Aad Hollander) bei «Nur der 2. Platz», «Never Change A Winning Team» (1991), natürlich das Überfremdungswarnlied «Rapperswil ZH» («D Sanktgaller schtönd scho z Rapperswil!», 1988), im dritten (!) Zugabeteil schliesslich, hundstraurig und edelkitschig: «Sad Movies» (1987). Köntri können sie auch: Tammy Wynettes «Stand By Your Man» wird zum zürideutschen «Stah zu dim Maa».

Lustige Reime hats auch in den neuen Songs: In «Kühl» reimt es sich u.a. auf «zuvühl», den Titelsong «Grüsse aus dem Grab» gibt’s, dito «Muss bezahlen», «Punkparadies», «Sensenmann», «Schöne Kellnerin». Koller fragt kurz, womit man den Stadtteil ihres neuen Songs «Schwamedinge» vergleichen könnte – «Reussbühl?»