Scharfes Curry aus Luzern

Kleintheater Luzern, 19.05.2015: Johnny Burn liess im Kleintheater auf seinem Wok gar nichts anbrennen und sorgte damit für einen fulminanten Auftakt der Luzerner Heimspiele - dem Festival für Zentralschweizer KünstlerInnen.

Zweifelsfrei besitzt Johnny Burn, Musiker und Comedian, ein auffallendes Unterhaltungstalent, das der schweizerischen Kabarettszene nur gut tun kann. Als «Kambodschanerli», wie er sich selbst in einer eigenwilligen Adaption vom «Schacher Seppli» besingt, weiss er den Aussenseiterfaktor perfekt in Szene zu setzen. Gott sei Dank rutscht er dabei aber nicht auf jene billige Schiene ab, wie man sie von gewissen deutschen Komikern kennt, die gerne ganze Abende mit Migrationshintergrund-Gags füllen.   Über die Kluft zwischen asiatischer Identität und dem Aufwachsen in «Südost-Malters» legt Burns Show nicht nur komödiantisches Zeugnis ab, sondern hebt dem Publikum damit zugleich den Spiegel vor. Da werden nämlich allerhand Klischees über Asiaten aufgetischt, die sich Herr und Frau Schweizer gerne schmecken liessen. Der Unterhaltungskünstler retourniert und serviert sie jedoch in den unterschiedlichsten Würzungen von mild bis scharf. Mal trällert der ehemalige Lehrer eine Ode an die laktosehaltige Milch, mal schlüpft er in die Rolle der Takeaway-Besitzerin Tante Wong oder erzählt von seinen ganz persönlichen Bemühungen der «Asiamilation». Auch die Mutter aller Asia-Vorurteile, alle würden gleich aussehen, wird nicht ausgespart. Grosses Gelächter bricht jeweils in den Zuschauerreihen aus, wenn Burn von Begebenheiten erzählt, in denen er mit der indisch-stämmigen Schlagersängerin Sarah Jane verwechselt worden sei. Bereichert wird das Spektrum der Witze durch Johnny Burns gesangliches Können und die Vielfalt der Instrumente und Musikgenres, mit welchen er seine Darbietung unterlegt. Dies reicht von der asiatischen Flöte bis zum Schwyzerörgeli, beziehungsweise von Mani Matter bis Johnny Cash.   Hie und da schimmert zwischen all dem Klamauk aber auch leise und erfrischend undogmatisch ein ernsthafter Aufruf zum Nachdenken über die Bedeutung von Fremde oder Heimat hindurch. Zusammen mit viel musikalischem Talent, parodistisch geschliffenen Pointen sowie einem Schuss Blödelhumor und ein bisschen Tingeltangel kommt sein neues Programm «Wok the line» in der Luzerner Premiere als gelungene, bunte Mixtur daher.

Die Heimspiele gehen am Donnerstag 21.05 mit einem Singer/Songwriter-Abend im Kleintheater in eine nächste Runde und dauern noch bis Ende Mai. Kulturteil.ch berichtet noch über die Weekend-Phantom-Plattentaufe im Südpol am Samstag 23.05, die ebenfalls im Rahmen der Heimspiele stattfinden wird.