Retro-Power von Radio Moscow

Sabbath, Hendrix, Led Zep, Cream: Irgendwie waren sie alle ein bisschen anwesend im Treibhaus Luzern. Das amerikanische Trio Radio Moscow sorgte nämlich für psychedelischen Flow. Ein Abend im Zeichen der Geschmackssache.

(Bilder Silvio Zeder (www.authenticdaydreams.ch))

Zugegeben, die Eingangsphrasen lesen sich arg klischiert. Aber was soll ich denn bitteschön schreiben bei Psychedelic Blues Rock? Sind wir doch einmal ehrlich: Die meisten Bands in diesem Segment heutzutage ähneln einander wie ein Ei dem anderen. In der Regel sehen die Musiker aus, als ob sie einer Zeitmaschine aus den Sechzigern und Siebzigern entstiegen wären. Und ihre Stücke klingen ebenfalls so. Alle berufen sich auf Black Sabbath, Jimi Hendrix, Led Zeppelin, Cream und Co. Doom, Blues, Psychedelic Rock. Bei Radio Moscow schien sich dieser Eindruck zu bestätigen. Parker Griggs, Kopf und Gitarrenwunder der Truppe, stampfte in Schlaghosen auf die Bühne, packte seine Stratocaster und nudelte los. Bassist Anthony Meier und Drummer Paul Marrone unterstützten ihn dabei solide und kraftvoll. Die Songs wiesen alle eine ähnliche Struktur auf, will grob zusammengefasst heissen: Intro, Chorus, Verse, Powersolo von Griggs, Chorus, Verse, Ende. Mal Tempowechsel, mal eine Wah-Wah-Bridge: «Broke Down» dient als hervorragendes Hörbeispiel. Schwindelerregende Licks, hartes Bonham-Drumming, knurrende Basslines. Oho! Der aktuelle 08/15-Konzertbesucher Luzerns würde wohl die Nase rümpfen. Dem reicht schon ein Gitarrensolo zum Davonlaufen. Wobei selbst ich eingestehen musste: Der Sound ist Geschmackssache und braucht die richtige Stimmung zum Hören. Relativieren wir: Radio Moscow gehören klar zu den Besten ihres Fachs unter den stilangehörigen Bands, die zurzeit unterwegs sind. Drei hervorragende Musiker, welche auch abseits der Bühne sehr sympathische, kuhle Typen sind und Attitüde beweisen. Auffallend und ausschlaggebend war das Publikum: Jene rund 100 tanzenden und jubelnden Menschen aus Allerorts, die sich an diesem verregnetem Donnerstagabend ins Treibhaus gewagt haben für eine ordentliche Portion Rock, feierten das amerikanische Trio wie Helden. Und bewiesen wie folgt: The Sixities’n’Seventies are still alive! Great Show, Radio Moscow! Positiv an dieser psychedelischen Nacht hervorzuheben wären zudem die Opener der Show. Rock’n’R-Oli mag zwar komisch klingen vom semantischen Wert her. Die beiden Luzerner lieferten aber astreinen Sound, der stellenweise an Tom Waits erinnerte und dem Konzertabend einen ordentlichen Eingroover bescherte. Grande magica. Mehr davon!