Rein in die gute Stube...

Living Room tauften in der Horwer Zwischenbühne ihr Album «Delivered By Forceps». Geschichten in Singer/Songwriter-Tradition versprachen sie – herausgekommen ist aber eher ein Funk-Konzert. Egal, es groovte, anfangs noch etwas harzig, gegen Ende ganz schön ausgelassen.

Normalerweise sind sie ein Trio: Miriam Schweizer (Gesang, Gitarre), Simon Gysi (Bass) und Samuel Winkler (Schlagzeug). Gestern traten sie zeitweise zu acht auf die Bühne – ein Supplement für die CD-Taufe. Und es war nicht das einzige, da wurde ein schierer Aufwand betrieben, und der Zwischenbühne-Saal war kaum wiederzuerkennen. Es standen Sofas, Pflanzen, Teppiche und selbstgemachte Lampenschirme, wo sonst keine sind – und flugs wurde die Zwischenbühne zur warmen Stube.

Auch der Sound von Living Room ist warm, Schweizer spielte auf akustischen Gitarren, der Bass brummte angenehm und das Schlagzeug riss gemütliche bis verhalten schnelle Beats an. Songs zwischen soulig-jazzigem Pop und purem Funk waren an diesem Abend zu hören, manchmal zu dritt, maximal zu acht, und in allen möglichen Formationen dazwischen. Mit Saxofon, Horn, E-Gitarre, Synthie und Background-Gesang. Und natürlich Schweizers in allen Lagen sichere und kräftige Stimme. Nun, am Anfang war da noch nicht so viel Dynamik in den Grooves. Living Room spielten zwar sicher und präzise, aber auch steif und nervös, was sich auch in den etwas gekünstelten Ansagen von Miriam Schweizer widerspiegelte. Es war noch nicht die Musik, die in die flauschige Atmosphäre passte. Dementsprechend waren die Tanzbeine der Anwesenden noch nicht so locker (sollten es an diesem Abend aber sehr wohl noch werden). Ich wünschte mir entweder noch satteren Groove oder noch süssere Melodien – geboten wurde etwas Monotones dazwischen.

Aber dann passierte etwas – nicht plötzlich, eher schleichend. Während andere Konzerte mit einem Feuerwerk beginnen und dann stagnieren, kamen Living Room je länger desto besser auf Touren. Optisch wie auch akustisch wirkten sie befreiter, ausgelassener und eine ganze Klasse besser als noch zu Beginn. Schöne und reduzierte Nummer wechselten mit den satten Funknummer ab. Es war wohl das kurze Intermezzo mit Verkleidung und Champagner, als die CD offiziell getauft und mit dem Publikum darauf getrunken wurde, das den Ausschlag dazu gab. Aber was es war, das bei Living Room plötzlich den Funken zündete, kann letztlich egal sein, Hauptsache es krachte dann so richtig gegen Schluss. Danach sollte es noch eine lange und ausgiebige Disco geben.