Post-Rock-Stoner-Sludge-Attacke

Sedel, Luzern, 19.04.2019: Das «There Are Worse Bands Festival» und das «Nothing But Metal Festival» spannen zusammen. Das Ergebnis: ein Abend mit lauten Bands, die grossartig spielen. Kein Platz für Gedanken, nur Stoner, Sludge und Post-Rock.

Zum sechsten Mal hat das «There Are Worse Bands Festival» Luzern für acht Tage im Griff. Mit Bands aus dem In- und Ausland, die «wohl schlechter sein könnten». Diesmal nicht mehr nur an einem Ort, wie im letzten Jahr, sondern wieder auf mehrere Bars, Beizen und Clubs verteilt. An seinem vorletzten Abend machte das Festival im Sedel halt. Nicht alleine, sondern als Crossover-Event mit dem «Nothing But Metal-Festival». Das nahende Ende des einen Festivals markiert den Beginn des nächsten. Ein eleganter Stafettenlauf oder die pragmatische Lösung, wenn sich Festivals überschneiden. Gut ist es, so oder so.

Vier Bands spielten an diesem Abend. Unter dem breiten Mantel des Post-Rock und Sludge ist viel rein Instrumentelles angesagt, mit singenden Bands nur an den beiden Enden.

Den Auftakt machten Gob Ribbons, Sieger der letztjährigen «Sprungfeder». Mit Eisenhowers Kassandrarufen zum militärisch-industriellen Komplex der USA wärmten die Luzerner das Publikum auf. Trotz etwas untergehenden Vocals wussten die Jungs mit ihrem Post-, Progressive-, Stonerrock Stimmung zu machen und schienen an diesem Abend die meisten Anhänger auf den Hügel gelockt zu haben.

Als zweite Band schafften sich Edward Bloom Gehör. Instrumenteller Post-Rock vom Feinsten. Keine Vocals, nur hypnotische Basslines, Riffs und Drums. Die Band schien sich zwar manchmal in ihren eigenen Loops zu verlieren, fand aber jedes Mal mit sicherer Hand den Ausweg aus dem Irrgarten. So spielten sich Edward Bloom zusammen mit dem Publikum in einen euphorischen Wahnzustand und liessen auf der Bühne eine Ruine zurück. Das wäre auch als krönender Abschluss würdig gewesen, markierte aber erst die Hälfte dieses Abends.

EdwardBloom
Edward Bloom

Wie eine stockende Sanduhr füllte und leerte sich der Sedel derweil in einem konstanten Rhythmus von Konzert zu Konzert. Es war wohl viel zu angenehm im Freien. Und kurz entspannen schadete auch nicht.

 

Ølten waren als nächstes dran mit dem neuen Album «Ambiance» im Schlepptau. Die Musiker aus Delémont sind etwas für auf die Ohren. Wie bei der Band vor ihnen, singt auch hier niemand. Instrumenteller Sludge ist Programm. Dichte Soundwelten, laute Gitarrenriffs, die sich so anfühlten, als ob der eigene Körper gerade von einem Dämon übernommen wird; eindringlich, intensiv. Der Kopf war überfüllt vom Lärm, Platz für andere Gedanken gab es nich – jede Pore pulsierte mit. Man konnte nicht anders, als sich mit der Musik bewegen.

Besalisk
Besalisk

Und dann lief plötzlich Salsa im Sedel. Eine Finte und der wohl unkonventionellste Einstieg einer Band an diesem Abend. Dafür verantwortlich waren Besalisk, die vor nicht einmal einem Jahr gegründet wurden und an jenem Abend den ersten Live-Auftritt feierten. Und wie die das taten! In knapp einer halben Stunde hauten die drei Luzerner alles raus, was in petto hatten. Mit der erhöhten Oktanzahl zündeten Besalisk die ersten und einzigen Moshpits des Abends. Von Nervosität, oder Sorge vor dem ersten Auftritt keine Spur. Die Musiker standen auf der Bühne und spielten, als ob sie nie etwas anderes getan hätten. Ein Stoner-Punk-Gemisch, das sich hören lassen kann. Diejenigen, die bis zum Schluss geblieben sind, wurden mehr als gebührend belohnt. Besalisk machen  verdammt viel Lust auf mehr.

Aber zuerst Mal Ohren und Kopf an der kühlen Abendluft entspannen und diese gelungene Kollaboration verdauen.

There Are Worse Bands Festival
FR 12. bis SA 20. April
Diverse Orte

Nothing But Metal goes Sedel
FR 19. bis SO 21. April
Sedel, Luzern