Pop-Musik mal anders

Treibhaus Luzern, 03.10.2013: Die beiden Solo-Acts Allie und Erin Lang boten beide eine erfrischend andere Art von Pop-Musik mit Songs ohne Refrain und mit expandiertem Geräuschspektrum. Zusammen sorgten sie für einen Abend, an dem das Zeitgefühl völlig verloren ging.

(Von Claudia Korner)

Mit einer halben Stunde Verspätung und eingeleitet durch ein fröhliches Hello von Erin Lang begann der erste Solo-Act. Erin Lang ist Mitglied einer Band genannt Feral & Stray (kurz für Erin Lang & The Foundlings), doch ist sie zurzeit auf einer Solo-Tour durch die Schweiz unterwegs, um für ihr neues Album Between You And The Sea zu werben. Luzern war die erste Schweizer Stadt, die in den Genuss ihres einzigartigen Musikstils kam. Mit ihrer sanften, gehauchten Stimme, starken Basselementen, gespenstischen Gitarreneffects und der Looping Machine kreierte sie einen verträumten Pop mit wohlig dunkler Klangfarbe. Zur Überraschung aller begleitete sie einen ihrer Songs sogar mit einem Omnichord! Wohl kaum jemand wusste dieses Instrument zu benennen, aber garantiert jeder wurde von den verschiedenen Klängen, die Erin Lang ihm entlockte, beeindruckt. Den Gästen wurde ein Set von rund fünf Songs präsentiert. Die meisten dieser Songs sind aus dem neuen Album, welches offiziell ab dem 1. November 2013 erhältlich ist, aber für die wenigen Besucher des Treibhauses schon an diesem Abend zum Verkauf stand.

Sympathisch und offen, wie die gebürtige Kanadierin ist, bekundete sie dem Publikum ihre Liebe zu Luzern und meinte, dass sie zwar erst vor zwei Tagen nach Berlin gezogen sei, sich jedoch gut vorstellen könne in Luzern zu wohnen. Denn Luzern sei eine der schönsten Städte der Welt. Der zweite Solo-Künstler des Abends, Florian Boss alias Allie, erwies sich als ein schüchterner und wortkarger Künstler, welcher lieber die Musik für sich sprechen liess. Ohne Einleitung begann der Musiker aus Berlin mit seinem Eröffnungssong. Seine Stimme glich einem Flüstern, passend zu seinen ruhigen Melodien und Rhythmen, welche er mit einer klassische Gitarre und zwei Looping Machines erzeugte. Ein wesentliches Element seiner Musik waren seine aufrichtigen, direkten Songtexte, die an ganz bestimmte Personen gerichtet zu sein schienen und seine persönlichen Gedanken wiedergaben. In einigen Songs konzentrierte er sich stark auf seinen Gesang und seine Texte und verzichtete dabei teilweise gänzlich auf die instrumentale Begleitung, während er in anderen Songs plötzliche Rhythmusänderungen oder Rhythmusüberlagerungen zur Eigenheit seiner Musik machte.

Egal wie viel Beifall das Publikum spendete, Allie schien sich auf der Bühne nicht gänzlich wohl zu fühlen. Wenn er nicht mit geschlossenen Augen und völlig in die Musik vertieft musizierte, war sein Blick meist auf den Boden gerichtet und nach seinem letzten Song verliess er schnurstracks die Bühne, ohne aufzublicken. Völlig überrascht, dass das Publikum so lange für seine achtenswerte Darbietung applaudierte, kam er wieder auf die Bühne um eine Zugabe zu geben. Seine Worte dazu: Danke, echt!