One Man Boy Group – Johnnys Premiere im Kleintheater

Vom Singer-Songwriter zum Comedian. In einem abendfüllenden Programm wagte Johnny Burn den mutigen Schritt und liess dabei einige Hüllen fallen.

(Von Nick Furrer)

Bei kaltem Wetter werden Leggins angezogen, das lehrte ihn seine Mutter. So betrat Johnny Burn dann auch die Theaterbühne, natürlich ohne Hosen. Dafür mit einer multifunktionalen Stehlampe, mit dessen pompösem Licht er die Show eröffnete. Dann kam der erwartete Griff zur Gitarre, Kabel und Verstärker (in einer One Man Boy Group muss man ja alles selber machen!). Doch mit den witzigen Liedchen passierte mehr. Johnny vermischte seine Musik mit kleinen Anekdoten aus seinem Leben, angefangen mit den Integrationsplänen als gebürtiger Kambodschaner in Südost-Malters. Das frühzeitige TV-Spätprogramm schien prägend («Färnsehluege esch ned so toll»), genauso wie der Moment, als das Stadtleben Luzerns in sein Bewusstsein trat und seinen Horizont spürbar erweiterte. Fiese Türsteher, überfüllte Schwimmbäder, schlechte Jäger und der Neid auf schwangere Frauen wurden in schmalzige Balladen verpackt, gezupft, als Rotzrockversionen rausgeträllert und vor allem nachvollziehbar miteinander verknüpft. Altbekannte Songs wie «BMW», «UHT» oder dem neueren «Baby ech ha de Teppich scho mol gschüümt» nahm die durchmischte Zuhörerschaft gerne entgegen, ebenso die Videoausschnitte von seiner Arbeit als Tuk-Tuk-Taxifahrer. Situationskomik aus allen Ecken des Lebens, geschildert mit einem scheinbar angeborenen Hang zur Selbstironie. Schliesslich entledigte er sich sogar seines Teppichschaum-weissen Anzuges und performte seinen Mister Schweiz Bonustrack auf atemraubende(!) Art und Weise.  «Schad gosch du ändlech» lieferte den Text zum endgültigen Schluss. Seine Erzählungen gaben dem bunten Programm die nötige Struktur und zeigten darüber hinaus, dass Johnny Burn auch ohne Gitarre hohen Unterhaltungswert beschert. Es ist nicht eine herausragende Begabung, die den Künstler Burn ausmacht – es sind die vielen aufblitzenden Qualitäten in einem, die ihn zum Ausnahmetalent machen, die offensichtliche Gabe zum Entertainment ist dabei die Ausnahme. Die spürbare Nervosität hinderte ihn nicht an einer gelungenen Erstaufführung, die vom ausverkauften Kleintheater mit viel Applaus belohnt wurde. Im Anschluss taufte Beat Schlatter den Soundtrack zur Show, nachdem alle im Projekt involvierten auf die Bühne gebeten wurden. Im Alleingang wurde sie nicht aufgebaut, die «One Man Boy Group». Dafür sei sie umso nachhaltiger. Er selbst könne sich jedenfalls nicht einfach auflösen. Zum Glück!