O quam tristis

Busse tun inmitten rosa Stuckaturen, das konnte man gestern zum Fest der Sieben Schmerzen Mariae in der Jesuitenkirche. Zu hören gab es im Rahmen des Lucerne Festival das selten gespielte «Stabat mater» von Joseph Haydn.

H e i m s p i e l  Allerlei Luzerner Prominenz hatte sich augenscheinlich im Mittelschiff der nahezu ausverkauften Jesuitenkirche versammelt. LuzernerInnen im weitesten Sinne waren es auch, die Josef Haydns «Stabat mater» zur Aufführung brachten:Das Orchester des Collegium Musicum Luzern spielte unter der Leitung des englischen Dirigenten Andrew Parrott; den Chorpart übernahm das sehr überzeugende Mozart-Ensemble der Hochschule Luzern (Einstudierung Pascal Mayer).

A u f f ü h r u n g   z u m   «H a y d n–J a h r»  Traditionsgemäss wird das «Stabat mater» zum Fest der Sieben Schmerzen Mariae, dem Freitag vor der Karwoche, aufgeführt. So gelangt nun heuer im Jahr seines zweihundertsten Todestags das «Stabat mater» von Joseph Haydn zur Aufführung. Ein Werk, das im internationalen Konzertbetrieb lange ein Dasein im Hintergrund fristete, obwohl es zu Lebzeiten des Komponisten äusserst beliebt war.  Für die Luzerner Aufführung bestand das Solistenquartett aus Miriam Feuersinger (Sopran/Bild rechts), Christina Metz (Alt), Christophe Einhorn (Tenor) und René Koch (Bass).  Vor allem die Soli der Frauenstimmen gehörten zu den Glanzpunkten des Konzertes: Miriam Feuersingers heller, geschmeidiger Sopran hatte in den mittleren Lagen leider nicht die Tragfähigkeit, die sie in den Höhen entfaltete: Dort klang ihre schöne Stimme so wunderbar gelöst und frei, dass man über die eine oder andere Unkontrolliertheit im Ansatz gerne hinweghörte. Die Mezzosopranistin Christina Metz in den Altsoli überzeugte nicht nur mit ihrer warmen, vollen und sehr klaren Stimme, sondern auch mit einem ungekünstelt erzählenden Ton: Nichts Affektiertes war an ihrer schlichten und natürlichen Phrasierung.  Christophe Einhorns Tenorpassagen waren mit Selbstverständlichkeit, in einem schlanken Ton ohne viel Vibrato gewählt. Nicht ganz so souverän konnte René Kochs Bass, der an diesem Abend allzu dramatisch und etwas gepresst wirkte, die hohen Ansprüche in diesem Rahmen erfüllen. 

W e n i g   Ü b e r r a s c h u n g  Auch das Orchester zeigte im Zusammenspiel mit den Solisten leider wenig Initiative und nahm auch deutliche Angebote zu dynamischer Variation, wie sie einige Male von Miriam Feuersinger kamen, nicht an –zeitenweise wurden die Solisten vom Orchester fast gänzlich zugedeckt. Eine gewisse Gleichförmigkeit und Schwammigkeit mochte auch, aber nicht nur, an der Kirchenakustik liegen. Die Artikulation war korrekt, aber nicht lebendig – grosse Emotionen mochten nicht aufkommen. Überraschungsmomente blieben aus, allgemein bot das Collegium Musicum mit Andrew Parrott eine saubere, aber leider etwas uninspirierte Aufführung.  Dennoch ist es sehr zu begrüssen, dass die Intendanz des Lucerne Festival ortsansässigen Formationen wie dem Collegium Musicum und dem Mozartensemble die Auftrittsmöglichkeit in diesem internationalen Rahmen verschafft – durchaus im Bewusstsein, dass diese das vom Lucerne Festival gewohnte Weltklasseniveau nicht ganz zu erreichen vermögen.