Not saying it was Aliens, but it was Aliens

Südpol, Kriens, 21.12.2018: The Rambling Wheels aus Neuenburg kommen mit ihrem neuen Album «Radio Reverse» auf die Südpolbühne, zeigen wuchtig die Bandbreite ihres langjährigen musikalischen Schaffens. Und erzählen dabei auch ein wenig von Katzenaliens.

 

EILMELDUNG: Aus aktuellen Anlass unterbrechen wir das laufende Programm. Verschiedene Augenzeugen berichten von unerklärlichen Lichtern und Geräuschen im Südpol. Experten sind bereits auf dem Weg, waren aber bis anhin nicht in der Lage eine mögliche Theorie zu formulieren. Die Behörden mahnen dazu ruhig zu bleiben. Wir werden über weitere Entwicklungen sofort berichten.

ItWasAliens

Oder auch nicht.

 

Vielleicht hätte Orson Welles sein Radio-Hörspiel ja so begonnen, hätte er es heute und hier gemacht. «War of the Worlds», die Alien-Invasions-Geschichte auf der Grundlage des Romans von H. G. Wells, hatte seinen berüchtigten ersten Auftritt 1938 in den USA, als sie bei der nichtsahnenden Zuhörerschaft eine Massenpanik auslöste. (Und weniger bekannt, aber nicht minder interessant, führte 1949 eine spanische Version des Stücks in Ecuador zu heftigen Ausschreitungen und dem Niederbrennen der Radiostation.)

 

Der Neuenburger Band The Rambling Wheels diente der fiktive Angriff der Marsmenschen als Inspiration für ihr neustes Album, welches letzten Monat veröffentlicht wurde. «Radio Reverse» ist ihre Version des Überfalls der Erde durch Aliens. Ein vielseitiges Konzeptalbum, ruppig und wild, experimentierfreudig, und ein gutes Stück weg vom Indierock, der die Band auszeichnete.

Und genau dieses neue Album sei der Grund, warum sie heute Abend hier seien, meint Raphaël Weber, alias Dr. Wheels (voc, g) irgendwann im Verlauf des Konzertes. Unter dem «Watch It»-Label vom Südpol, das ein Augenmerk auf nationale Künstler mit Durchstartungspotential richten will, beschallen die vier Neuenburger den Club.

 

Mit einer Setliste aus neuen und älteren Songs, zwischen Indierock, Pop, Balladen, Collegerock-Songs, die in eine 00er-Jahre-Komödie passen würden, manischen Gitarreneskapaden, Synthie Berg- und Talfahrten, zeigen The Rambling Wheels die Tiefe ihres Liederkatalogs. Die Basslines von Frédéric Jeanrenaud, alias Mr. Jonfox, fesseln Ohr und Brust, grooven mal, und mal fühlen sie sich an wie Raketenschüsse aus einem UFO. Cédric Liardet, alias Mister i (keys, g), verleiht den Songs mit seinen Synthies oft eine psychedelischen Note, und greift immer mal wieder unterstützend zur Gitarre. Abgerundet wird das Ganze mit den Drums von Bastien Bron, alias Fuzzy O'Bron, der aber manchmal etwas im Songteppich untergeht.

RamblingWheels

So energetisch und packend das Konzert ist, so unverständlich ist die Entscheidung, das Konzept vom Konzeptalbum für die Live-Performance fallen zu lassen. Die Diskrepanz zwischen alt und neu macht sich immer mal wieder bemerkbar, thematisch und soundtechnisch. Eine Stolperfalle der Vielseitigkeit. Man hätte sich gewünscht, dass ein so interessantes Werk wie «Radio Reverse» auch auf der Bühne erzählt wird.

Vielleicht ist das eine unfaire Kritik, vielleicht hängt das nur mit persönlichen Wünschen zusammen, vielleicht ist es zu schwierig, diese Story richtig zu präsentieren. Die Gründe kennen nur die Band, aber es fühlt sich nach einer verpassten Gelegenheit an.

Die Zugabe leiten die vier Musiker mitten im Publikum ein. Mit Ukulele, einem Radio, das den Beat vorgibt und mit Taschenlampe bringen sie, familiär, alle zum mitsingen: «Brother, sing another song.» Und dann ist es leider zwei Songs später wieder vorbei. Die Katzenaliens sind nicht gekommen. Die Massenpanik ist ausgeblieben. Irgendwie Schade, aber wahrscheinlich besser so.