NON Openair Sommer

30.09. & 01.10.2016, Rebberg Sitenrain: NON Openair, das bedeutet einerseits eines, wenn nicht das schönste Festival der Zentralschweiz. Und andererseits auch den Abschied vom Festivalsommer. Dabei überwiegt das lachende Auge dem weinenden bei weitem. Unter anderem dank einem kleinen, feinen Musikangebot und viel viel Liebe.

Hoch oben auf dem Rebberg, da steht es: das NON Openair. Nicht zu verfehlen, nachdem man aus dem Bus an der Haltestelle Lerchenbühl ausgestiegen ist, denn bereits von dort sieht man das leuchte Logo (wenngleich dieses aufgrund des Windes umgefallen ist). Neu wachsen beim Weg zum Festivalgelände zwar hässliche Betonblock-Bauten aus dem Boden, doch hat man diese passiert, grüssen die grünenden Reben auf dem Weg zum Tor und lassen erstmals das Herz lachen. img_3620 Punkto Ausstattung und Ambiente ist wohl einzig das B-Sides-Festival vergleichbar mit dem zauberhaften Flair des Meggener Events. Laternen, Glühbirnen, eine ganz spezielle Bühne (die mit dem Funk am See geteilt wird): ein herrlicher Anblick, zu dem ein herrlicher Ausblick hinzukommt – da lohnt sich der kurze, intensive Aufstieg im Vorfeld. Gegründet wurde das Openair 2011 vom NON Kulturverein, welcher es konstant mit feinen Anpassungen weiterentwickelt hat. Nebst einem ausgiebigen kulinarischen Angebot gefällt hierbei die ebenso geschmackssichere Auswahl an Schweizer Musikformationen. img_3625 Dieses Jahr entschied man sich, den Anlass auf zwei Tage auszuweiten und – um u. a. Quereleien mit der Polizei entgegenzuwirken – eine Silent Disco, kurz eine «Party über Kopfhörer» anzubieten. Vorneweg: Beide Konzepte gingen sehr gut auf, was gerade in ersterem Fall gerade den Acts zu verdanken war. So traten am Freitag Jezebel the Man und Long Tall Jefferson auf. Erstere ein relativ frisches, waschechtes Rock-Trio, letzterer ein spannender Sideman (beispielsweise bei Pablo Nouvelle), studierter Gitarrist und sympathischer Schaffer, der mit seinen feinen Singer-Songwriter-Sounds in der ganzen Welt unterwegs ist. Der Samstagabend präsentierte dann Zürcher Lokalkolorit. Nachdem die Luzerner Folk-Americana-Kappelle Maple Tree Circus stimmungsvoll eröffnete, folgten Loéfen. Loéfen erschien erstmals als ZHdK-Bachelorprojekt der Bassistin Leonie-Afra Bradatsch auf der Musiklandkarte und steht für eine Mischung aus Alternative Rock und schrägem Pop: vielseitig und kraftvoll, ein interessanter Act. Anschliessend dann Faber, der Zürcher Folkbarde der Stunde. Zusammen mit seiner Begleitgruppe, dem Goran Koc y Vocalist Orkestar Band, repräsentiert er kantonal die Elemente der Luzerner Zeitung: zwei Sankt Galler, ein Luzerner, zwei Zürcher – LZ, Tagblatt, NZZ –, nur stimmt die Qualität, was beim medialen Pendant selten bis gar nicht der Fall ist. img_3627 Julian Pollina, so Fabers richtiger Name, wurde gerade noch von der NZZ Campus als Teil einer «neuen Elite» genannt, doch nebst dem begnadeten Reibeisen-Sänger gehören auch seine Mitmusiker zu einer Art Spitze: Diese spielen bei Panda Lux, Pirmin Baugartner Orchester oder Faber-Vater Pippo Pollina mit und könnten wohl selbst in einem abgehalfterten Philippinen-Puff vor Psycho-Duterte spielen, sie hätten die Situation locker im Griff. Jene Erfahrung war nötig: Gleich dreimal riss dem Frontmann eine Saite und technische Probleme machten ebenfalls zu schaffen; doch man überging alles spielend, im wahrsten Sinne des Wortes. Immerhin: Der Nieselregen liess sich bei Beginn Konzert zum Abgang bewegen, es blieb dann trocken. Regen am NON-Samstag, ein Novum übrigens, denn bei die vergangenen Ausgaben schien stets die Sonne; dieses Jahr also erstmals nicht –  stellvertretend für den wettertechnisch sehr schwachen Festivalsommer 2016. Faber liess das riesige Publikum jene Umstände immerhin während einer Stunde vergessen, die wilde Folkshow riss ein weiteres Mal mit. Ein Hit. Mindestens so heiss wie die Lagerfeuer gegen die Kälte. img_3644 Die im Anschluss folgenden Friend hatten weniger leichtes Spiel. Irgendwie konnte der Draht zur Zuhörerschaft nicht so richtig gefunden werden. Frontmann Dominik Huber und seine Truppe, bestehend aus Ephrem Lüchinger (keys), Vincent Glanzmann (dr) und Luca Maria (voc) gaben sich zwar reichlich Mühe. Aber schon zu Beginn stolperte die Show aufgrund erneuter technischer Schwierigkeiten, zumal lichttechnisch der Zufallsmodus eingeschalten wurde; pink-blau-rot und dazwischen gelber Strobo? Jemand sollte da über die Bücher. Das sehr unaufmerksame Publikum tat der Band weiter Unrecht, denn die Songs des Quartetts gefielen gut. Der Zürcher Vierer liess sich aber nichts anmerken und  zog ein schönes sowie abwechslungsreiches Set für einen würdigen Schluss durch. Kleine Bemerkung am Rande: Unbedingt «Up/Beat», das Tanztheater mit Mitwirkung und Musik von Vincent Glanzmann auschecken gehen im Luzerner Theater – Wahnsinn. img_3641 Trotz gewisser Umstände bewies das NON Openair einmal mehr, warum es weiterhin zu den besten Festivals der Zentralschweiz gehört: Gute Stimmung, ein kunterbunt durchmischtes Publikum und das ansprechende Lineup machen diesen Anlass zu einem würdigen Abschluss des Schweizer Festivalsommers. Gerne wieder im nächsten Jahr!   Dieser Beitrag ist in Kooperation mit dem Online-News-Portal Zentral+ entstanden und kann auch dort gelesen werden:logo-komplett-16