Nach der Arbeit, das Vergnügen – Der Hügel ruft II

Sonnenberg Kriens, Freitag 14.06.2013: Die Schuhe und Kleider sind wieder trocken, der Freitag als Arbeitstag hinter sich gebracht und die Vorfreude auf das Abendprogramm steigt von Minute zu Minute: Das B-Sides Festival geht in die zweite Runde.

(Fotografien: Silvio Zeder)

Rund fünfzig Leute, Tendenz steigend, haben sich entschieden, ihren frühen Freitagfeierabend auf dem Sonnenberg zu verbringen. Beglückt wurden sie mit Dead Western aus Kalifornien, einem gelandeten Trio von Ausserirdischen. Dieser erste Eindruck vermittelte sich, neben den weissen Pyjamagewändern (dafür keine Streifen im Gesicht), auch aus dem äusserst sphärischen Konzertbeginn, der tiefgründigen und theatralischen Stimme des Sängers Troy Mighty sowie dessen gewöhnungsbedürftiger Zwischenlauten. Mehr Optimismus als die Band versprühten die Besucher, die sich fortan stetig vermehrten.

Brandt Brauer Frick

Anschliessend lanciert der Zürcher Fai Baba, der sich vor dem Konzert schon über den DIY-Groove und den Schlammboden auf dem Festivalgelände gefreut hat, den Weitergang des Konzertabends. Im Zelt spielt er seinen avantgardistischen Psychedelic-Folk-Blues und versucht die Besucher ins Delirium zu hauen, was angesichts der äusseren Umstände kein allzu leichtes Unterfangen ist. Dafür spielt die Ersatzband für Toy, namentlich Urban Cone aus Schweden, ein Set, das wie auf die Luzerner Festivalbesucher zugeschnitten scheint. Subtil tanzbarer Indiepop, getüncht in Elektro, lässt den matschigen Boden und unsichere Wetterlage für kurze Zeit vergessen. Mit eingängigen Songs wie «Freak» oder «Urban Photograph» vermochten sie vereinzelte Ohrwürmer einzupflanzen, die es bis ins Tal hinunter geschafft haben. Ein Kamel mit Willkommensbotschaft begrüsste die B-Sides-Pilger bereits am Eingang zum Gelände. Wäre nicht verwunderlich, wenn es sich um ein Exemplar der Kamelkarawane Terakaft handelte. Als Wüstenbluesrocker angepriesen, hielten die in traditionellen Gewändern der Tuareg gehüllten Männer aus Mali. Was gestern noch als Awsome Tapes From Africa ab Konserve (oder besser gesagt MAC Book) lief, wurde durch indigene Authentizität – freilich angereichert mit westlichen Einflüssen – auf die Bühne gebracht.

Mit dem Berliner Trio Brandt Brauer Frick, ein Festival-Highlight das mit grosser Vorfreude erwartet wurde, beehrte uns eine nicht alltägliche Technoband. Fernab elektronischer Instrumente konzipieren die Bandmitglieder mit analogen Musikgeräten stilvolle und eintreibende Rhythmen mit spannungssteigernden Repetitionen. Minimalistische Arrangements werden auf Knopfdruck zu überbordenden Klangwelten erweitert und lassen einem die technoide Grenzenlosigkeit förmlich spüren. Techno goes Klassik und umgekehrt, möchte man am liebsten behaupten. Am Ende hat es gerade noch für die Australier von Civil Civic gereicht. Irgendwo zwischen Progressive Punk/Rock und Lo-Fi-Electropop angesiedelt, zwar nicht so vielfältig wie die deutsche Combo vor ihnen, aber auch bei diesem Konzert hat man den Gesang überhaupt nicht vermisst und wer weiss, lösten das Konzert tatsächlich den einen oder anderen Beinkrampf.