Musikalische Performance und gepfefferte Texte

Eine Stimme, ein Loopgerät und zwei Mikrofone. Mehr braucht der phänomenale Jurczok 1001 nicht, um sein Publikum für eineinhalb Stunden zu fesseln. Sein vielversprechendes Werk «Spoken Beats» ist eine Mischung aus Spoken Word, Rap und Soul.

(Von Tiziana Bonetti)

Ein gutes Dutzend Zuhörer fand sich gestern in der Loge ein, um dem Auftritt des Livekünstlers Jurczok 1001 beizuwohnen. Nach einer kurzen Ansage des Veranstalters eröffnete der Zürcher seine One-Man-Show mit einem packenden, musikalischen Teil. Hochkonzentriert stand der grosse Mann auf der knappen Bühne und begann mit seiner facettenreichen Stimme eine ruhige Melodie zu singen, die über einen Loop abgespeichert und wiedergegeben wurde. Auf intimstem Raum verzauberte Jurczok 1001 mit seinen fast meditativen und hochsensiblen Songs das aufmerksame Publikum. Trotzdem waren seine Texte mit einer geballten Ladung Komik angereichert und brachten einen zum Schmunzeln. Der Dichter, Sänger und MC in einem ist schlichtweg ein irrer Perfektionist – jede Stimme fügte sich nahtlos in seine spannungsgeladene Darbietung ein und regte nicht nur zum aktiven Mitverfolgen, sondern ebenso zum Mitfühlen an. Sein Auftritt war zweifelsfrei ein einzigartiges und professionelles Spektakel, das den Zuhörer magnetisch in seinen Bann zog und Gänsehaut verursachte. Nicht zuletzt wollte Jurczok 1001 aber mehr als nur einen Gefühlsstriptease mit seinen Songs auslösen: Das bezeugte er unter anderem mit dem Rap «Gib mer din», in dem er die Monotonie der Techno- und Rapszene ordentlich auf die Schippe nahm. Obwohl seine gestrige Performance überwiegend musikalischer Natur war, beglückte der vielseitige Künstler die Hörer auch mit gepfefferten Texten. Mit seinen wirkungsvollen Geschichten beabsichtigte Jurczok 1001, den Zuhörer in eine gewisse Stimmung zu versetzen, was ihm durchaus gelang: Vorbehaltlos gab man sich seinen Worten hin, tauchte in die geschilderte Umgebung ein und wurde mitgenommen auf eine fiktive Reise, die ins Unbekannte führte. In manchen Texten glaubte man sich selber widerzuerkennen oder verspürte zumindest einen angenehmen Aha-Effekt. Oder anders gesagt: Jurczok 1001 war darauf bedacht, Situationen und alltägliche Begebenheiten wahrheitsgetreu darzustellen, vergleichbar mit einer fotografischen Aufnahme, die aus dem eigenen Fotoalbum stammen könnte. In erster Linie wollte der Künstler damit eine Momentaufnahme aufzeigen und war weniger darauf aus, zu kritisieren oder zu bewerten.