Mundart-Rap, Breakdance und Kürbissuppe

Juko Pavillon, Sarnen, 30.11.2013: Die Central Steez Family feierte im Juko Pavillon ihren zweiten „Guets us Obwaldä“-Jam. Und erbrachte dabei den Beweis, dass die Hip Hop-Kultur nach wie vor viel positive Energie verbreitet.

(Von Lukas Tschopp)

Im Jahre 1984 verkündeten James Brown, der Godfather of Soul, und Afrika Bambaataa, Urvater der damals aufkommenden Hip Hop-Kultur, den Slogan „Peace, unity, love and having fun.“ Ein Slogan, der für das Obwaldner Hip Hop-Kollektiv Central Steez Family auch rund dreissig Jahre später noch Gültigkeit hat: Bereits zum zweiten Mal stellte das Kollektiv den „Guets us Obwaldä“-Jam auf die Beine, um gemeinsam mit Gleichgesinnten in friedlicher Manier die Elemente des Hip Hops auszuleben. Die Form des Jams, an welchem Rap, DJ-ing, Graffiti und Breakdance gleichermassen miteinander vereint werden, hatte seine Blütezeit in den Achtzigern, vornehmlich in den USA. Am Samstag hat die Central Steez Family nun bewiesen, dass diese Form des kreativen Ausdrucks auch in der Generation der Digital Natives durchaus noch Anziehungskraft besitzt. Das Obwaldner Jugendkulturlokal Juko Pavillon, die Austragungsstätte des Jams, war proppenvoll. In Zeiten, in denen sich das Pavillon-Team auch schon über ausbleibende Besucher beklagen musste, sicherlich kein schlechtes Zeichen. Während im benachbarten Kägiswil unter lautstarkem Trinkler-Getöse der Samichlaus Einzug hielt, dröhnten im Pavillon in Sarnen sodann die Rhythmen und Bässe der Rap-, Funk- und Soulmusik aus den Boxen.

Sprayen im Schnee Eröffnet wurde der Jam schon morgens um zehn, wo die Organisatoren zum malerischen Stelldichein mit Sprühdose und Betonwand einluden. Gesprayt wurde im Rondell, einer für ihre ausgefeilten Graffitis weitum bekannte Sarner Kreisel-Unterführung. So fanden sich bei kühlen Temperaturen und leichtem Schneefall Sprayer nicht nur aus Obwalden, sondern auch aus Luzern, Bern oder Basel ein, um die Wände des Rondells gerade noch rechtzeitig vor der „Winterpause“ in neue Graffitis und Characters einzukleiden. Zur Aufwärmung gabs Kürbissuppe direkt vom Feuer, später wurden auch noch Cervelats gebraten. Um neun Uhr abends öffnete dann der Pavillon seine Pforten, wobei das Publikum von den DJs erst einmal mit Rap-Klassikern auf das weitere Programm eingestimmt wurde. Und dieses Programm hatte es in sich: Präsentiert von Host Big Nic, gaben sich auf der Bühne die DJs der Central Steez Family sowie die Obwaldner Rapper der Ridlaz Crew die Ehre – sie präsentierten der mitnickenden Meute alte und neue Lieder aus ihrem Repertoire von aufheiterndem, mitreissendem Mundart-Rap. MC Ray von eben dieser Ridlaz Crew gab weiter einige Beatbox-Einlagen zum Besten, bevor die Ridlaz das Feld den Ausnahme-Beatboxern Hampi und Stella von Doublebox überliessen: Die beiden Urgesteine der Schweizer Beatbox-Szene schafften es mit ihrem Spiel mit Mund und Mikrofon, das Publikum endgültig in den Bann des Hip Hops zu ziehen.

Funkband spielt Eminem Nach einer Freestyle-Session und einem Auftritt der Obwaldner Rapcrew UIH verwandelte sich die Juko-Bühne zum Tanzboden, wo die Tänzer von No Half Stepping das Publikum mit ihren Breakdance-Moves verzückten. Abgerundet wurde das offizielle Jam-Programm mit einem neuerlichen Auftritt der Ridlaz Crew, diesmal in Begleitung der Obwaldner Funk-Band Funky Carrots, die insbesondere mit ihren Neuinterpretationen gestandener Rap-Hymnen von Eminem oder von The Roots überzeugte. Nach dem offiziellen Programm gab es wieder Musik ab Plattenteller, serviert von den DJs Sokus, Kas Roc und Nocee D. Insgesamt bot der „Guets us Obwaldä“-Jam so einen vielgestaltigen Streifzug durch die verschiedenen Elemente des Hip Hops, bei dem die positive Energie dieser oftmals verschrienen Subkultur eins zu eins aufs Publikum übertragen wurde. Für die Leute im hinteren Teil des Pavillons wurde das Geschehen auf der Bühne live via Grossleinwand übertragen, so dass vom Energie-Fluss auch der Hinterletzte im Haus etwas abbekam. Ein Abend, der den Beweis dafür lieferte, dass Hip Hop als kreative Ausdrucksform auch dreissig Jahre nach James Brown und Africa Bambaataa munter weiterlebt.