Moderne Twists und musikalische Traditionen

Jazzkantine, Luzern, 13.12.2019: Eine Big-Band, nein besser: ein Jazz Orchestra mit über 20 Musiker*innen bringt Benjamin Knecht in die Jazzkantine – und das erst noch an einem Freitag, der 13.! Kann das gut gehen? Und ob! 

Titelbild: www.foto-graf.ch 

Benjamin Knecht beweist Mut: In einer Zeit, in der Grossformationen wie Orchester oder Big-Bands zunehmend älteren Generationen überlassen werden, hat der noch nicht einmal 30-Jährige sein eigenes Jazz Orchestra zusammengetrommelt. Unter dem Namen Benjamin Knecht Jazz Orchestra, kurz BKJO, spielt dieses nun schon seit 2016, versammelt talentierte Musiker*innen aus der ganzen Schweiz und schafft es, eine vermeintlich alte Musiktradition mit modernen Twists zu verknüpfen. Als erste Grossformation seit längerer Zeit stand diese über 20 Kopf starke Kapelle unter anderem auf der Bühne der legendären Langnau Jazz Nights, ein Jahr später kam zudem die Debütplatte «Between the Roots and Me» heraus. 

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Jene umspiegelt das Programm dieser Big-Band ausserordentlich präzise. Auf der einen Seite orientieren sich Knechts Kompositionen an grossen Namen wie Bob Brookmeyer, Maria Schneider oder dem Vienna Art Orchestra. Auf der anderen bringt der Bandleader seine eigenen Ideen rein, was sich auch in der Besetzung des Orchestras zeigt: Da spielt beispielsweise ein E-Gitarrist, der nicht bloss ein paar trockene Jazzakkorde auf einer semiakustischen Gibson aus Vorkriegszeiten schrummeln muss, sondern seine Klampfenklänge gut und gerne durch eine Effektgerät-Equipe durchjagen darf. Mit zwei Schlagzeugern an ihren jeweiligen Sets setzt Knecht zudem auf eine gehörige Portion Wumms, ist diese Art der Rhythm-Section-Besetzung doch vornehmlich aus der Rockszene bekannt, unter anderem prominent praktiziert bei Bands wie King Gizzard & The Wizard Lizard oder The Allman Brothers Band.

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Bild: Facebook

Auch sonst ist das Benjamin Knecht Jazz Orchestra vielversprechend besetzt. Ohne auf einzelne Namen vertieft eingehen zu wollen – verdient hätte jede*r in dieser Band eine genauere Vorstellung –, hat Knecht es geschafft, eine hochkarätige, immer mal leicht ändernde Formation zusammenzustellen. Die Namen der Musiker*innen tauchen in den unterschiedlichsten Kontexten in der ganzen Schweiz auf, was die Vielfalt der Musik Knechts weiter unterstreicht.

Studiert hat Knecht unter anderem bei Ed Partyka: Der ausgebildete Bassposaunist lernte bei den ganz Grossen der Big-Band-Geschichte (unter anderem Bob Brookmeyer, in dessen New Art Orchestra er dabei war). Inzwischen lehrt der gebürtige Amerikaner an den Musikhochschulen Graz und Luzern das Kompositions- sowie Big-Band-Handwerk und zeigt sich dabei für die verrücktesten Ideen offen. Mindestens so bekannt wie der Dozent ist auch sein ehemaliger Student an der Jazzschule: Schon während dem Studium bestach Knecht mit Virtuosität an nahezu allen Holzblasinstrumenten (Saxofon, Querflöte, Klarinette), war im Kompositionsfach zudem derart fit, dass er sogar für Mitschüler*innen deren Kompositions-Seminararbeiten übernahm. Und begann noch während dem Studium an der Bar der Jazzkantine zu arbeiten, deren Booking er inzwischen übernommen hat.

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In diesen Räumlichkeiten wird das Benjamin Knecht Jazz Orchestra auf ihrer aktuellen Tour seine einzige Luzern-Show spielen. Diese ist nicht nur für Liebhaber*innen des Jazz spannend, sondern überhaupt für Musikinteressierte. Nebst Knecht-Kompositionen werden unter dem Programmtitel «A Journey with my Friends» Stücke von gleich sechs weiteren Komponierenden zu hören sein, die alle im Orchestra mitspielen – unter anderem sogar ein Schwyzerörgeli. Nur einen Wehrmutstropfen gibt es: Bandleader Knecht wird das Konzert in diesem Kontext nicht leiten können, erholt er sich doch gerade von einer schweren Krankheit (null41.ch wünscht beste Besserung!). Für ihn übernimmt David Grottschreiber, der unter anderem für das 2017 aufgelöste Lucerne Jazz Orchestra verantwortlich zeichnete. Ein weiteres Qualitätsbekenntnis an die Musik des Benjamin Knecht, zwischen Tradition und Moderne, eine Pracht der Kraft!

Benjamin Knecht Jazz Orchestra
FR 13. Dezember, 20.30 Uhr
Jazzkantine, Luzern

Line-Up:
Reeds: Pascal Uebelhart; Linus Amstad; Loris Knüsel; Nicolas Gurtner; Michael Zinniker

Trumpets: David Blaser; Pascal Fernandes; Martin Borner; Lukas Frei
Trombones: Lukas Wyss; Maurus Twerenbold; Florian Weiss; Lukas Wirz
Rhytmsection: Simon Hafner (dr); Adrian Böckli (dr); Kenny Niggli (p); Vito Cadonau (b); Nico Stettler (g)
Cinzia Catania (voc)

Adrian Würsch (schwyzerörgeli)

Comp./Arr.: Benjamin Knecht; Lead: David Grottschreiber