Mittwochenende – Si, c'est bon

Bar 59, Luzern, 11.10.2017: Im Rahmen ihrer Release-Tournee spielen Siselabonga in der Bar 59 einen Jam-Night-Opener, der dank seiner Begeisterungsfähigkeit mehr als bloss ein Opener war.

Die Jam Night in der Bar 59. Jeden Mittwoch treffen sich dort Musikerinnen und Musiker, um zusammen zu musizieren. Meistens entstehen dabei die wunderbarsten Soundcollagen, wenn die Unbekannten frei miteinander spielen. Für Kenner ist dieser Abend schon eine Institution der Luzerner Musikszene. Oder ein Geheimtipp. Jedenfalls wird dort mittwochs immer improvisierte Livemusik gespielt. Wer gestern spontan reinschaute, konnte diesmal noch etwas ganz anderes erleben.

Nachdem man die Stufen hinunter genommen, den wenigen Rauchern, die angeregt diskutierten kurz zugenickt, und die beiden schweren Türen aufgestossen hat, erbietet sich ein ungewöhnlicher Anblick: Die ansonsten Mittwochs ziemlich überschaubare Bar 59 ist schon überraschend gefüllt.

Die Sitzgelegenheiten sind beinahe restlos besetzt, und diejenigen, die sich keinen Rastplatz ergattern können, kauern sich um die Bar, als ob es eine Wasserstelle in der Steppe wäre.

Eine gespannte Vorfreude auf die Band, welche die heutige Jam-Night eröffnen würde, ist beinahe schon körperlich spürbar. Siselabonga heisst die Band, deren Name eine Verballhornung des französischen «Si, c'est bon» ist, und auf die das Publikum gebannt wartet. Sie setzt sich im Kern aus drei Männern zusammen, die sich in Madagaskar kennengelernt haben. Es sind die beiden Schweizer Fabio Meier (d) und Glauco Cataldo (g, v), sowie der Senegalese Tarang Cissokho (v, Kora), an diesem Abend unterstützt von Matthias Abächerli (b).

Siselabonga macht Soundcheck. Cissokho zupft an seiner Kora, die mit einer Laute vergleichbare Töne von sich gibt. Er testet das Mikrophon, seine Stimme hallt rau durch den Raum, und irgendwie wirkt er dabei einsam. Dann testen auch Cataldo, Meier und Abächerli ihre Instrumente, zuerst zögerlich und vereinzelt, und dann, ohne es wirklich zu merken, wird aus dem Soundcheck schon der erste Song, der sie zu einer fliessenden Einheit verschmelzen lässt.

Tarang Cissokho

Siselabonga spielt afrikanisch angehauchte World Music, gemischt mit einem oft richtungsweisenden E-Gitarren-Spiel, welches dem Ganzen einen westlichen Touch gibt. So ist es vor allem das Wechsel- und Zusammenspiel von Cataldo und Cissokho, das begeistert. Cataldo spielt eine klare Gitarre, die sich vertraut durch die Songs zieht, während Cissokhos Kora mit ihrem Klimpern für einen Hauch Exotik sorgt.

Die Bar 59 füllt sich kontinuierlich weiter, das Publikum löst sich immer mehr von der Bar, und presst sich immer weiter nach vorne. Der Griot Cissokho bezaubert mit seinem westafrikanischen Gesang, der durch die tiefe, prägnante Stimme Cataldos noch stärker zur Geltung kommt.

Spätestens bei der Zugabe sind wirklich alle Augen auf die Band gerichtet. Das Geschnatter ist grösstenteils verstummt. Das Publikum wippt enthusiastisch mit, schlängelt die Hüften um die exotischen Melodien. Es wird mitgesungen, nachgeklatscht und gelacht.

Vielleicht trieben die vielen Menschen die Temperatur in der Bar 59 in die Höhe, vielleicht war es die Musik, aber der eine oder andere musste kurz nach draussen, um sich abzukühlen.

Eine Band, die es schafft, einen Mittwoch zu einem Samstag zu machen, sollte nicht verpasst werden.

Siselabonga spielen im Rahmen ihrer Release-Tournee unter anderem wieder am 18. Oktober im Chäslager und am 27. Oktober im Neubad.