Die Augen geradeaus blickend, leer und starr. Der Mund zusammengepresst, fast leidend, formt den Ausdruck des Gesichts so eindringlich, dass der Betrachter aufgefordert wird, es in allen Einzelheiten zu studieren. Die Schwere und Enttäuschung des Bildes lassen den dargestellten Akt förmlich sprechen. So zeigen sich viele Bilder Edmondo Dobrzanskis, der oft bis an die Grenzen des Zumutbaren ging. Es war das Existenzielle des Menschen, das ihn immer wieder aufs Neue faszinierte und sein Augenmerk auf Themen abseits der gesellschaftspolitischen Norm richten liess. Er malte erbarmungslos das Schicksal von Menschen, dessen Unterdrückung und Erfahrung des Krieges.
Seine Werke handeln vom Sterben der Natur, zerstörten Landschaften und dem Leid seiner porträtierten Zeitgenossen, die mit der Realität rangen. Er bevorzugte die dunkle Materie: Farbtöne, wie Grau, Braun, Schwarz und Blau liessen Topografien entstehen, die mit Untergang und Vergehen assoziieren. Oft wählte er neben der Ölfarbe Kohlenstifte, Kreide und Textilien als Arbeitsmaterialien, die die Schwere seiner Bilder unterstreichen. Seine Figuren sind unförmig anmutend. Keine Leichtigkeit des Seins, sondern vielmehr Dunkelheit und roher Schmerz finden sich in seiner Bilderwelt wieder. Edmondo Dobrzanskis Kunst offenbart schonungslos das wahre Leben. Zu seinem künstlerischen Schaffen hielt er fest: «Ich bin auch ein dokumentarischer Maler, ich arbeite mit dem, was passiert, mit den Ereignissen.» Nicht Schönheit tritt in seinen Werken hervor, sondern der Charakter der porträtieren Figuren. Ihn ihnen spiegeln sich Trauer, Weltschmerz und Angst, die sich in allen Gesellschaftsschichten wiederfinden lassen.
Akku Emmen, Gerliswilstrasse 23, Emmenbrücke; Edmondo Dobrzanski: «Nicht Schönheit, sondern Charakter», bis 7. Juli 2013.
