Miles Davis reloaded

Vor 22 Jahren ist er gestorben: Miles Davis, einer der grössten, wenn nicht sogar der grösste Jazz-Musiker der Geschichte. Rund 50 Jahre prägte er den Jazz entscheidend mit. Und noch heute orientieren sich junge Jazzer, aber auch Musiker aus anderen Sparten (z.B. der amerikanische Produzen «Flying Lotus») am «Prince of Darkness».

Um den schwarzen Jazz-Trompeter aus Illinois ging es am Dienstagabend in der Loge. Über seine Person und seine Musik diskutierten auf der Bühne die Luzerner Journalisten Marco Meier und Pirmin Bossart. Sie rezitierten aber nicht einfach plump die Facts über Miles, sondern trumpften mit persönlichen Anekdoten auf. Möglich machte dies Marco Meier. 1989 konnte Marco Meier nämlich Miles Davis in seiner Strandvilla in Malibu besuchen und ihn interviewen. Als Chefredaktor des Kulturmagazins «Du»  reiste er nach Kalifornien und verbrachte zusammen mit einem deutschen Fotografen rund drei Stunden im Strandhaus von Miles. Aussergewöhnlich an diesem Treffen war nicht nur, dass Miles sie überhaupt in ihr Haus gelassen hat, sondern auch die Dauer des Gesprächs. Denn Davis war für sehr kurze Interviews bekannt. So wurden viele Journalisten  bereits nach 10 Minuten rausgeschmissen oder standen trotz schriftlicher Interview-Zusage tagelang vor verschlossener Tür. Marco Meier zeichnete ein Bild eines menschenfreundlichen, äusserst netten und liebevollen Miles Davis. Ein Kontrast zur gewöhnlichen Einschätzung des Trompeters. Denn in der Regel galt Miles als mürrischer Misanthrop. Als unantastbares Genie. Offensichtlich stimmte die Chemie zwischen Miles und Marco aber so sehr, dass dem Journalisten Meier ein absolutes Glück zu Teil wurde und Miles frei von der Leber erzählte. So zeigte sich Miles beim damaligen Treffen nicht nur von seiner Seite als Musiker, sondern auch als Maler. Miles Davis fand im Expressionismus die geeignete Stilrichtung und bewies, wie könnte es auch anders sein, grosses Talent (der Beweis hängt in Meiers Wohnzimmer). Der Jazz-Trompeter war und ist eine Ikone. Seine Musik wird noch Generationen von Musikern prägen und inspirieren. Ihn persönlich kennen zu lernen blieb mir zwar verwehrt, doch immerhin hab ich jetzt das Gefühl Miles einmal angefasst zu haben.