Matto regiert

Loge, 1.4.2014: Matto Kämpf, Autor unter anderem des letzten Splätterlitheater-Stücks, hat ein richtiges Buch geschrieben. Es heisst «Kanton Afrika» und ist – Untertitel – «eine Erbauungsschrift». Und was für eine erbauliche. In der schön vollen Loge war Buchvorstellungstermin. Plus Zeit für ein paar Filme.

Die Anfängssätze von «Kanton Afrika» werden wohl in die Schweizer Literaturgeschichte eingehen, mindestens: «Das Berner Oberland ist ein mit Tannen bewachsener Unsinn. Noch blöder ist es, wenn es schneit.» Auch nicht schlecht, ein paar Sätze weiter: «Draussen ist immer das Wetter.» Matto Kämpf liest fast das halbe Buch, immerhin einige der 25 Stationen, in denen sich der Erzähler durch die Schweiz und durch die Zeiten flunkert, beinahe schon Münchhausen-mässig. Im Wallis hat der Original- und Urerzähler, M. Kämpfs Urgrossvater Immanuel Kämpf, etwa das vorzügliche Gericht Wolf im Käspelz erfunden. Aus Wolfsmangel ass man den dann nur noch mit Beilage, sprich Käse. Das neue Gericht nannten sie Raclette. «Raclette heisst in der Sprache der Walliser ohne Wolf.» «Damit es nicht extrem langweilig wird – guet, bis itz geits» – Ausrede-, Entschuldigungs- oder raffinierte Überleitungsworte von Vorleser Matto Kämpf zum ersten Filmteil. Matto Kämpf ist auch Filmer. Es wird ein Frühwerk zu sehen geben und zwei Spätwerke. Als Behind-the-Scenes bzw. Making-of-Exklusivität verrät Kämpf, dass die Hannibal-Geschichte seines Streifens «Kriegsfilm» (2001) natürlich mit Elefanten gedacht war. Aber das Budget. Eine Stunde Elefant auf einem Parkplatz hätte ungelogen 28'000 Franken gekostet. So begnügte Regisseur Kämpf sich damals mit Actionszenen zwischen Feldherr Hannibal solo und einem in den Schweizer Alpen verirrten Römer, der italienisch fluchen kann. «Putza Putza Tanza Tanza» heisst ein weiteres audiovisuelles Opus mit einem einwanderungswilligen Dracula («zum Thema der Gefahr, die aus dem Balkan droht»). Schliesslich, Filmbeispiel Nummer 3, «Was Touristen in Bern Filmen». Hätten jedem Experimentalfilmfestival zur Ehre gereicht. Dazwischen bzw. als Hauptprogramm immer wieder Lesung mit haarsträubenden  Abenteuern, die – der Titel verpflichtet – auch nach Afrika führen. Da wartet unter anderem, wir kennen es aus «Apocalypse Now», «der Horror». Dies, weil drunten im Kongo das sach- und fachgerechte Backen von Basler Leckerli unter Verwendung von Okapi-Milch partout nicht klappen wollte. So Geschichten erzählt der Matto Kämpf. Pointendicht und immer lustig. Literatur.

Erhältlich ist all das im schmucken rötlichen Hardcoverband mit Goldschrift im Prägedruck. Ein Bijou sondergleichen, schon ohne Inhalt. Matto Kämpf: Kanton Afrika. Eine Erbauungsschrift. Der gesunde Menschenversand, Luzern 2014, 100 S.