Maskenhafte Marionetten einer prominenten Ahnengalerie

Der Kunstraum Vitrine bietet seine 90m² Ausstellungsfläche einer üppigen Bilderwelt aus intellektuellen Subkulturen und ihren Protagonisten der Vergangenheit an, die von der Malerin Christina Muheim geschaffen wurde.

Luzern, Donnerstag 14. Juni 2012: Unmittelbar an der Kellerstrasse 25 befindet sich der Kunstraum Vitrine, der sich in den letzten Jahren mit der Präsentation ausgewählter Kunstprodukte mit unabhängigen Ausdrucksformen etabliert hat. Als Plattform für arrivierte wie auch junge Künstlerinnen und Künstler setzt sich die Vitrine für einen intensiven Austausch zwischen den Kreativen und den Betrachtern ein. Ohne eine spezifische inhaltliche Positionierung zu vertreten, betreiben Evelyne Walker und Verena Renggli mit kritischem Blick auf den spekulativen Kunstbetrieb und dem Fokus auf einer fairen Preispolitik den Kunstraum Vitrine. Die letzte Ausstellung vor der Sommerpause ist der skurrilen Bilderschau von Christina Muheim (*1941) gewidmet. Unter dem Titel «V.I.P.'s & Normalos» füllen grossformatige, farbenfroh gerahmte Malereien von längst verstorbenen Persönlichkeiten der Kulturgeschichte die gesamten Räume des Kunstraums, inklusive Büro und Schaufenstervitrine. Christina Muheim inszeniert ein opulentes Bühnenbild mit Koryphäen aus den schönen Künsten wie Literatur, Musik, Wissenschaft und Philosophie, die als marionettenhafte und maskierte Figuren in verfänglichen Posen dargestellt werden. Ausgestattet mit assoziativen Attributen ihres jeweiligen historischen Genres, sind Muheims malerische Kreationen auf ironisierende Weise in die Gegenwart transformiert. Friedrich Händel isst Pudding, Konrad von Röntgen durchleuchtet ein Brathähnchen und Arthur Schopenhauer sitzt mit Zigarette auf dem Sofa neben dem Selbstbildnis der Künstlerin. Starke Konturlinien, die üppige Körperfüllen nachzeichnen, und von oben herab verzerrte Perspektiven auf aussergewöhnliche Attitüden ergeben eine expressive Bildsprache. Unübersehbar ist auch die Thematik des Essens, die in verschiedenen bildlichen Kontexten wiedergegeben wird und zuweilen als nicht-verzerrtes Kontrastprogramm in den Malereien dient. So passen die Meringue auf den Tellern von Schiller und Goethe optisch zu deren lockigen Haarpracht und den Rüschenklamotten, wie auch die farbige Portion Götterspeise zur Ausstattung von Bach und Händel passabel ist. Der unverkennbare Stil von Christina Muheim, der ausserhalb von normativen Gewohnheiten liegt, spiegelte sich auch im Künstlergespräch, das im Rahmen der Vernissage zusammen mit Max Christian Graeff abgehalten wurde. Zu zweit auf einem Sofa (wie auch viele von Muheims Figuren) sitzend, philosophierten Graeff und Muheim über den schmalen Grat zwischen Fiktion und Realität innerhalb der ausgestellten Werke und lieferten damit einen intuitiven und durchaus belustigenden Sketch für die Besucherinnen und Besucher der Vernissage.

Die Ausstellung «V.I.P.'s & Normalos» von Christina Muheim ist im Kunstraum Vitrine vom 14. Juni bis 15. Juli 2012 zu sehen. Die Öffnungszeiten sind jeweils Donnerstag von 14.00 bis 21.00 Uhr und Freitag von 15.00 bis 19.00 Uhr und am Sonntag von 14.00 bis 18.00 Uhr.