Marygold goes Taiwan – Folge 3: Quanta Hall, Abfall entsorgen, der erste Abschied

Marygold & Co. führen in Taiwan ihr Bühnenstück «I have to stay to see how the story ends» auf. Exklusiv bei Kulturteil: Philipe Burrells Tagebuch. Eine atemberaubende Aufführungshalle, das Abenteuer Nightmarket und die bisher beste Aufführung.

Nach den drei Aufführungen in Taipei ging's weiter nach Taoyuan. Die Stadt liegt 45 Minuten ausserhalb Taipeis und wir können jeweils pendeln. Der dortige Saal ist, sagen wir mal: atemberaubend. Die Quanta Hall befindet sich innerhalb eines riesigen Bürokomplexes, welcher in Form einer Schildkröte gebaut ist, das Büro des Bosses befindet sich zuoberst im Kopf. Die Eingangshalle ist riesig, alle tragen Anzügen oder High Heels. Mit einer Visitor-Card können wir in den hauseigenen «7 Eleven» (der wohl einzige in Taiwan, der nicht 24 Stunden geöffnet hat), Starbucks oder Bookstore. Rauchen darf man nur an einem einzigen Ort draussen, und wehe man setzt sich auf die Aussentreppe, dann ertönt gleich die Trillerpfeife. Wenn man barfuss durch die Lobby schlendert, folgt umgehend die telefonische Beschwerde, dass man dies gefälligst zu unterlassen habe.

Die Firma Quanta, ein riesiger IT-Konzern, hat eine firmeneigene Stiftung, die den Aufführungssaal betreibt. Die Quanta Hall entspricht etwa dem taiwanesische KKL. Einerseits war es super geil, an so einem solchen Ort zu spielen. Ausgestattet mit den teuersten Gerätschaften, mit Platz zum Versauen, vier Garderoben mit piekfeiner Dusche und Klo, Warenlift und allem, was das Künstler-Herz begehrt. Andererseits fehlt solchen Orten halt schon das Leben, die Geschichte, das Raue, Spannende, kurz: der Punk. Nach dem ersten Probetag in der Quanta Hall fuhren wir abends zurück nach Taipei, Herr «Bullel» ging nach Hause und wartete auf den Abfallwagen. (Leider haben wir kein Video davon, wie der einzige Weisse unter lauter Taiwanesen dem Comic-Melodie-Abfallwagen hinterher springt und die Abfallsäcke einwirft. Bitte sich selber bildlich vorstellen!) Alle anderen machten sich auf ins Nightmarket-Gewühl. Zum ersten Mal erlebten wir dieses geniale Essensprinzip: An einem Stand packt man frische Zutaten in ein Körbli, zahlt, und anschliessend werden die Zutaten vor unseren Augen gekocht und schliesslich serviert. Genial! Auch sonst war der Nightmarket ein wahres Erlebnis; so viele Düfte, Menschen, Klänge, Stände, Lichter. Ein würdiger letzter Abend in Taipei. Am Tag darauf ging's wiederum nach Taoyuan, wo wir den ganzen Tag rumhingen und probten. Die Aufführung am Abend war super, wohl unsere bisher beste. Darüber waren wir natürlich nicht unglücklich, wurde das Ganze ja mit zwei 20’000-fränkigen Kameras gefilmt. Wir kriegen dann DVDs davon. Nach der Show hiess es abbauen, einladen, Abschied nehmen von der fantastischen Technikcrew und einsteigen in unseren Bus mit Vorhängen und Ledersesseln. Ab geht’s in den Süden, Kaohsiung wir kommen!

Marygold aka Dra-Ma-Chin & Ai-Mei-Sing PS: Unser Taiwan-Abenteuer wird unterstützt durch die Kantone Luzern und Nidwalden, wir sagen danke!