Luzern schwänzt! – Hearts and Knives in der Gewerbehalle

Eine Bitte: Merkt euch den Namen Hearts and Knives! Und wenn sie nächstes Mal in Luzern spielen, geht hin! Gestern in der Gewerbehalle glänzte Luzern durch Abwesenheit – und die Band durch ein fantastisches Konzert.

Es war gegen Ende des ersten Konzerts von Cheekbones (ehemals Snotty Cheekbones), als Hearts-and-Knives-Sänger Simeon für das Beatles-Cover «A Hard Day's Night» kurz die Bühne betrat um den Refrain mitzusingen. Und es war innert Sekundenbruchteilen so augenscheinlich – dieser Sänger hat's drauf, hat das gewisse Etwas, eine immense Charakterstimme und Ausstrahlung. Nicht dass Cheekbones schlecht waren, sie spielten grundsoliden, treibenden Rock'n'Roll – gegen Ende mit zu offensichtlichen Punkattitüden für meinen Geschmack. Aber ich konnte nach diesem Intermezzo nicht mehr anders, als nur noch gebannt auf den Auftritt des Winterthurer Trios Hearts and Knives zu warten. Das Lokal war spärlich besucht – sehr spärlich, sehr schade. (Und ja, die Werbung war lausig, wer wusste in dieser Stadt vom gestrigen Konzert?) Und dennoch war es packend, was Hearts and Knives boten. Bluesige, rockige und rotzige Songs, denen eine einfache, eingängige Melodie zugrund liegt – gesungen mit leidender, krächzender Stimme an der Grenze zur Dissonanz und voller Hingabe. Die Besetzung ist mit Drum, Schlagzeug, Bass ohnehin schon spärlich, das Arrangement und die Umsetzung genauso: Kein Ton zu viel, Intensität an den richtigen Stellen und wunderbar schnoddriger Charakter in Stimme und im Spiel. Diese Band weiss genau, was ihre Stärken sind und verlässt sich blindlings und berechtigterweise darauf: Auf die Songs, den Sänger und das Gespür für die Einfachheit sowie das Arrangement. Genauso erstaunlich ist auch ihr namenloses Debüt-Album (Cartoon Heroes/Irascible), das ebendieses unperfekte, etwas unfertige und rohe Feeling grandios auf Platte bringt – so abgeklärt hat man eine junge Schweizer Band schon lange nicht mehr gehört. Live wie auf Platte. Songs wie «It's Alright» und das epische «Oh No» zeugen davon. Das Album kann man hier anhören. Der Kauf ist wärmstens empfohlen. Und der nächste Konzertbesuch Pflicht!

(Bilder: zvg/Facebook)