Long Tall Jefferson – Lucky Guy

PlattenWechsler: Die Tage werden wieder kürzer, das erfrischende Bier wird gegen die wärmende Tasse Tee getauscht und die Stimmung wechselt von der sommerlichen Euphorie in die mehrfarbige Melancholie. Was dazu passt? Das neue Album «Lucky Guy» von Long Tall Jefferson.

Das zweite Album des «restless songwriter and storyteller» ist die passende musikalische Untermalung, um verträumt den eigenen Gedanken nachzuhängen und gleichzeitig aus dem Fenster des bevorzugten Reisemittels zu schauen (und eventuell das Rennen der Regentröpfli zu verfolgen). Über 200 Konzerte hat der gute Herr in den letzten zwei Jahren gegeben und die neue Platte zeugt von dieser Reise durch acht verschiedene Länder. Wobei unklar bleibt, ob es Fern- oder Heimweh ist, das den Geschichtenerzähler umhertreibt, denn Sehnsucht und Nostalgie sind in seiner Musik omnipräsent.

Long Tall Jefferson
Long Tall Jefferson an den Winterthurer Musikfestwochen 2018, Foto: Thomas Gerstendörfer

So erzählt er von menschlichen Ängsten, sowie sämtlichen Formen, die Liebe annehmen kann: vom Schwebezustand zwischen Freundschaft und Beziehung, von der Hoffnungslosigkeit des unerwiderten Begehrens, vom Schmerz nach einer Trennung, vom Nicht-Vergessen-Können und schliesslich von der traurigen Einsicht, dass am Ende nichts bleibt ausser verschwommene Bilder. Zudem singt er von unseren «first world problems» wie beispielsweise der Langeweile, die sich aus der «nine to five distraction for a bigger salary» ergibt (aus dem Song «Self-fulfilling Prophecy Blues»). Sie erscheine von aussen betrachtet so unbedeutend, wenn man doch bedenke, dass wir auf einem Planeten inmitten des Universums leben und trotzdem nur Angst haben, etwas zu verpassen.

War das erste Album noch mit einem Kassettengerät aufgenommener Lo-Fi-Folk, kommen auf «Lucky Guy» neben Gitarre und Gesang neu auch Drumcomputer, E-Gitarren, Klarinetten, Piano, Bass, Schlagzeug, Bläser, Violinen und Perkussion dazu. Auch deshalb kommt der Neuling deutlich vielschichtiger und poppiger daher.

Fazit: Das neue Album legt sich wie eine kuschelige Decke um einen und beschert ein wohliges Gefühl der Geborgenheit, hilft einem, der aufreibenden Realität zu entfliehen und passt somit perfekt in die herbstliche Zeit.

Long Tall Jefferson: Lucky Guy (2018) (Red Brick Chapel / Irascible)
Plattentaufe: FR 5. Oktober, 20 Uhr, Treibhaus, Luzern

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