Legolas im Lichtermeer

Südpol Kriens/Luzern, 30.10.2013: When Saints Go Machine beehren erneut den Südpol. Raven am Mittwochabend passt super. Der Spannungsbogen fehlte zwar, doch ein Held im Hintergrund pushte das Konzert trotzdem in ungeahnte Höhen.

 Nikolaj Manuel Vonsild, der Sänger von When Saints Go Machine, sieht aus wie ein gealterter Legolas. Und klingen tut er wie Antony Hegarty, das Genie mit der unglaublichen Stimme inklusiv sagenhaftem Vibrato und faszinierendem Timbre. Mit „Love and Respect“-Pulli steht Vonsild auf der Bühne, scheu und versunken in seine Musik. Der Rest der Band – unter anderem mit hässlichem Hemd – zeigt ebenfalls höchstens subtil Emotionen. Keine grossen Bühnenaktionen, kein Smalltalk. Trotzdem war  eine Art Bündnis zu spüren. Spätestens am Ende der Zugabe, als der gut gefüllte Südpol-Club noch minutenlang klatschte, war dieses zu spüren. Der dichte, ungemein sphärische Electro-Pop verband Band und Publikum eineinhalb Stunden lang im Ravespirit. Die dänische Formation sorgte mit spannenden Harmonien für warme Atmosphäre. Zum Tanzen, Mitgrooven und Versinken. Dem Konzert fehlte aber der Spannungsbogen. Im Prinzip war es jederzeit möglich, seinen Platz zu verlassen für ein Bier. „Verpasst“ hätte mensch nichts. Es war kein Gig, wo jeder Klangtropfen gierig aufgesogen werden wollte. Es war keine Party, wo noch frenetisch gefeiert werden wollte im Anschluss. Nein, es war ein Mittwochabend. Am nächsten Tag wird wieder gearbeitet, sowohl von Seiten Zuhörer als auch Band. Wenn auch auf unterschiedliche Weise. Dieser bedächtige „Groove“ war spürbar und interessant. Hätte der Auftritt an einem Freitag oder Samstag stattgefunden: Wer weiss, was passiert wäre.

Eine Person hielt sich – zum Glück für die super abgemischte Musik – jedoch nicht an diese Regel. Stefan Schauenburg, seines Zeichens Veranstaltungstechniker, zauberte ein grandioses Feuerwerk an Licht und damit das Highlight. Richtig gelesen: Die immer wieder sträflich vernachlässigte Technikerriege, welche in der Regel nur erwähnt wird, wenn sie „angeblich“ Scheisse baut (klingt es scheisse, war’s der Mischer, schaut es langweilig aus, war’s der Lichtler), sorgte für den Höhepunkt des Abends. Schauenburg nimmt an fast jedes Konzert im alternativen Sektor seine eigens erworbenen LED-Strobolampen mit und installiert diese zusätzlich zum restlichen Equipment. Ein Wink der Musikgötter. Was dort auf der Bühne blitzte und leuchtete und rauchte, erinnerte an spektakulär-gigantische Auftritte der obersten Liga. Als ob programmiert, passten Licht und Sound und pumpten die Stimmung ordentlich auf. So etwas im kleinen Rahmen bekommen zu dürfen ist Luxus. Aus einem „Gig im teurem Sektor“ wurde eine „Show mit Stadionbeleuchtung“, wie es zwei  Besucher, je ein Musiker und ein Musikjournalist, passend ausdrückten. Legolas im Lichtermeer: So geflasht waren wohl auch die Gefährten im leuchtenden Elbenreich. Mehr davon.