Lea Lu lullt Lieder / die Geeks erhalten Rechte

Gestern Abend luden das internationale Comix-Festival Fumetto und das Bourbaki Bar/Bistro zur Abschlussparty. Die Zürcher Singer/Songwriterin Lea Lu und Band konnten mit internationalen Standards jedoch nicht mithalten. Die DJs von The Geeks Were Right hingegen schon. Das Barteam sowieso.

Das Bourbaki als Location dürfte bestens bekannt sein. Hier führen Familien, Cineasten, Teens, Nichtraucher, Raucher, die intellektuelle Avantgarde – für die politische ist das Magdi zuständig – und jene, die es gerne werden möchten, sowie sonstige irgendwie Verrückte eine friedliche Koexistenz mit dem effizientesten, bestaussehendsten und charmantesten Barteam der Schweiz. Meistens ist es gut gefüllt, angenehm in der Atmosphäre. So zirka einmal im Monat jedoch, findet eine Party statt und das altehrwürdige Gebäude, das erst als Touristenattraktion erbaut und als Autogarage zweckentfremdet wurde – deshalb auch dieser stets pünktlich um 19 Uhr rotierende Drehkranz, der war behilflich zum Einparken – platzt aus allen Nähten. Seit geraumer Zeit wird das Gebäude erfolgreich von verschiedensten Interessengruppen genutzt, mit der Bar als Mittelpunkt. Nach einem deliziösen Abendessen, das sich aus einer Bärlauchsuppe mit sanft frittierten Shrimps, knuspernen Brotwürfeln, gebratenen Kartoffeln, gedämpftem Curryblumenkohl, gegrillten Lammrippchen, Vanilleeis mit Baileys, sowie erlesenem 2004er La-Legua-Rotwein zusammensetzte, machte ich mich auf, Richtung Bourbaki, wo ich schon den gesamten Nachmittag verbracht hatte. Als ich mich um 22 Uhr an die Bar setzte war noch nicht allzuviel los. Die Tische waren gut besetzt, mehr nicht. Irgendwann zwischen halb elf und elf füllte sich der Raum und die Band Lea Lu, um Frontfrau Lea Dudzik, begann ihr Set. Dudzik singt von kuriosen Lebenslagen und Lebenslügen, unmöglicher Liebe und romantischen Städten am Meer. Mal melancholisch und alleine mit Gitarre, mal verspielt mit Xylophon oder psychedelisch mit einer dampfenden Band im Rücken. Zerbrochene Gefühle, neu erbaute Luftschlösser, Pflaumenbäume, Papierboote. All das findet Platz im Liederkosmos. Leider ist dieser Kosmos völlig trivial. Sanfte Berieselung, sonst nicht viel, was sich entsprechend im Lärmpegel des Publikums manifestiert. Hört überhaupt jemand zu, ausser dem kleinen Grüppchen, das sich vor der Bühne versammelt hat? Die Sängerin schaut zwar extrem gut aus, erinnert an ein reiches Goldküstenkind aus Samirs Film «Snow white». Aber dies reicht heute auch nicht mehr aus, um im Musikbusiness einzusteigen. Ach ja, die Band wird unterstützt von Carhartt. Ganz anders ging's dann unten weiter, wo the Geeks were right die besten Tracks des Universums (Selbsteinschätzung) auflegten. Ob es wirklich die Besten sind, die unser expandierender Kokon aufzuweisen hat, darüber lässt sich streiten. Auf jeden Fall verstanden sie es, die hungrige Masse wild zum Tanzen zu bringen. Ihre Selbstbeschreibung liest sich folgendermassen: «Die Geeks und Nerds sehen die Welt, wie sie ist und nicht wie sie sein sollte. Sie sind nicht cool, doch das hält sie nicht davon ab, ihre Depression in positive Kraft umzuwandeln. Kunst statt Kommerz. Burger statt Weight Watchers. Zahnspangen statt Bleaching. Chemieklub statt Flirten. Mit gespitzten Ohren spielen sie die besten Tracks des Universums.» Süss. Nach den Grungies, denn Hip-Hoppies, den Emos also kommen die Geeks und die Nerds. Die exzentrischen Streber. Ich wusste, dass noch Hoffnung bleibt, für diesen radioaktiven, bullengerittenen Erdball. Heute der Planet – morgen das Sonnensystem! Übermorgen... na ja. Für jene, die es interessiert: Die Wertung setzt sich folgendermassen zusammen: Höchstpunktzahl fürs Bourbaki an sich und alles was dazugehört, beinahe Höchstpunktzahl für die Geeks und irgendwas, sanft unterm Mittelmass für Lea Lu.