Lateinamerikanische Kurzfilme im Treibhaus

Treibhaus Luzern, 24.10.2013: Zum Saisonstart zeigt Kurz&Knapp eine Auswahl lateinamerikanischer Kurzfilme. Die Filme aus Argentinien, Kolumbien, Brasilien und Mexiko sind hochkarätig aber schwermütig und zeichnen ein nachdenkliches Bild Lateinamerikas.

Schon zu Beginn wird ausgiebig geheult. Der Grund dafür: Anstelle von Sängern stehen riesige Zwiebeln auf der Opernbühne, die den Zuschauern das Wasser in die Augen treiben. In seinem einminütigen Animationsfilm nimmt Juan Pablo Zaramella die Schwermütigkeit seiner Landsmänner und –frauen auf die Schippe. Kurz&Knapp Trailer Lateinamerikanische Filme Mit grossen Gefühlen geht’s gleich weiter. Natalia schwelgt seit Tagen in Liebeskummer, als das Telefon schellt. Leider ist es nicht der gewünschte Anruf vom Verflossenen, sondern ein Werbeanruf der Telefongesellschaft. Beim Versuch, die Telefonistin abzuwimmeln verstrickt sich Natalia in eine seltsame Lügengeschichte und schliesst um ein Haar Freundschaft mit der einfühlsamen Telefonstimme. Eine lustige Story, doch leider ermüden die Bilder der ständig vor Tränen triefenden aber trotzdem immer unglaublich gutaussehenden Natalia nach einer Weile ein wenig.

Nach dieser sarkastischen, argentinischen Eröffnung geht die Reise weiter nach Kolumbien, Brasilien und Mexiko, wo die Probleme tiefer zu sitzen scheinen. Die Filme drehen sich um soziale Ungerechtigkeiten, Einsamkeit und tiefe Armut und werfen einen kritischen Blick auf die lateinamerikanische Gesellschaft. Doña Orfa, die in einem gottverlassenen kolumbianischen Dorf lebt und ihren Sohn seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hat, beschliesst zu sterben sobald sie das Geld für ihr Begräbnis zusammengekratzt hat. Der zehnjährige Leo, bekommt zum Geburtstag eine Videokamera geschenkt und dokumentiert den beklemmenden Alltag mit seinen Grosseltern und seiner Tante, die ihn zwar fleissig mästen, ihm aber nie zuhören. Der Bauernsohn Raúl, der mit seinen Eltern eine ärmliche Hütte bewohnt, begleitet seinen Vater  zum lokalen Landbesitzer, wo er den Machtspielchen des gleichaltrigen Hernán ausgesetzt ist. Senhora Lindalva schmuggelt für ihren im Gefängnis sitzenden Sohn ein Mobiltelefon durch die erniedrigenden Kontrollen, damit er seine kleine Tochter anrufen kann.

Durch die Filme zieht sich eine langsame Erzählweise, die ohne viel Dialog auskommt dafür aber mit umso ausdrucksstärkeren Bildern arbeitet. Sie erzählen von weiten Landschaften, breiten Flüssen, exotischen Pflanzen, engen Wohnungen, altmodischen Tapeten, lärmigen Märkten, Fleisch und Kuchen. Und trotz der vielen traurigen Geschichten möchte ich gerne einmal nach Südamerika reisen. Kurz&Knapp organisieren regelmässig Kurzfilmabende in mehreren Schweizer Städten. Das nächste Mal zu Gast im Treibhaus sind sie am 21.11. mit einer Auswahl Schweizer Produktionen.