Landschaft zwischen Natürlichkeit und Kultivierung

Im Rahmen der Aktion KunstHoch Luzern fanden in der Stadt und Agglomeration zahlreiche Ausstellungseröffnungen und Veranstaltungen in Museen und Galerien statt. So auch in der Gemeindegalerie Benzeholz für zeitgenössische Kunst in Meggen.

Meggen, Samstag 1. September 2012: Die Räume der Gemeindegalerie Benzeholz, gelegen an der Seeuferzone in Meggen, erstecken sich auf drei Etagen und sind aktuell mit Werken bestückt, welche in Anlehnung an den Ausstellungstitel die Landschaft in den Blick nehmen. Zentral sind die verschiedenen Rezeptionsformen von Natur und Landschaft, die in künstlerischen Produktionen umgesetzt wurden. Im Erdgeschoss präsentiert der Appenzeller Aurelio Kopainig (*1979) zwei Diaprojektoren mit Bilderserien von Häusern und Bäumen, aufgenommen in Meggen und dem Rest der Welt. Auf den ersten Blick als triviale Aufnahmen von kultivierten Naturräumen und Architektur wirkend, entpuppen sich die Projektionen als gezielte Beobachtung monotoner gartenbautechnischen Eingriffe an Vorstadtwohnhäusern und städtebaulichen Anlagen. Sie zeugen von der menschlichen Tätigkeit, die eigene häusliche Privatsphäre durch Kultivierung von Natur zu schützen.

Im Obergeschoss betonen die malerischen Arbeiten von Bettina Mürner (*1983) die Rolle der Landschaft als ein gesellschaftliches Konstrukt für die Umfriedung der individuellen Wohnsituation. Die konzeptuelle Serie über Haus- und Gartensituationen in Irland thematisiert die Abwehrmechanismen der Bewohner gegenüber der natürlichen Landschaft. Die Malereien zeigen Beispiele eines kalten, uninspirierten Umganges mit der Natürlichkeit von Landschaftszonen und setzen den Fokus auf den formalen Aufbau von Grünflächen, Ackerland, Waldstücken und Himmelpartien.

Im Dachgeschossen trifft man auf eine zweiteilige Videoinstallation der Bernerin Mariann Oppliger (*1982) und dem georgischen Künstler Giorgi Kvinikadze (*1987). Der Georgier wird bei seiner ersten individuellen Entdeckungsreise durch die Schweizer Landschaft von einer unpersönlichen Kameraeinstellung observiert. Stets dem Betrachter den Rücken zugewandt fährt, klettert, rennt und springt Giorgi Kvinikadze in Seen-, Wald-, und Bergwelten herum. In einer gegenübergestellten Videoperformance sieht man den Künstler frontal, nackt und in heroischer Körperhaltung die Identität der (Schweizer)Landschaft hinterfragend, während er ein georgisches Volkslied rezitiert und eine Säbelklinge schärft. Ob das zur Entmystifizierung des Landschaftsbegriffes beiträgt oder nicht ist dem Betrachter selbst überlassen.

Timo Müller (*1980) hat den Aussenraum als Teil der Ausstellung miteinbezogen und seine Holzskulptur Entwurf 1 als himmelstürmendes Element in Anlehnung an die Standortfrage von Überbauungen mit Hochhäusern konzipiert. In der Art einer verdichteten Bauvisierung lässt Timo Müller den Gedankengang nach der Notwendigkeit von Architektur in der Stadt und auf dem Land aufleben.

Die Ausstellung «Landschaft im Blick» ist im Benzeholz Raum für zeitgenössische Kunst Meggen vom 2. September bis 30. September zu sehen Die Öffnungszeiten sind jeweils am Mittwoch, Samstag und Sonntag von 14.oo Uhr bis 18.00 Uhr.