Kunst als Katalysator

21.02.2014: Im Gastatelier des Kunstraums „Teiggi“ in Kriens ist zurzeit die Gruppenausstellung „Hauruck! in Himmelblau“ zu sehen. Die künstlerischen Arbeiten von Samuel Rauber, Lukas Kreuzer und Moritz Hossli eröffnen neue Blickwinkel und werfen zugleich zeitgenössische, existentielle Fragen auf.

Vielfältige Darstellungsformen zeigen sich in der Gruppenausstellung „Hauruck! in Himmelblau“, wo Fotographie, Installation und Videotechnik aufeinander treffen und ein intermediales System schaffen. Anfänglich sind die Werke als Gruppenausstellung kaum fassbar. Eher erscheinen diese aus dem Kontext gerissen, als dass sie sich in einem zusammenhängenden Ganzen assoziieren lassen. Durch genaues Betrachten entstehen jedoch Gemeinsamkeiten, wo existentielle Themen rekonstruiert werden können. Der Aspekt der Natur dient dabei als wichtige künstlerische Darstellung.

Samuel Rauber erweitert in seinen Fotografien Grenzen der Naturdarstellung. Räume und Gebäudekomplexe werden festgehalten, bei deren Bau die Landschaft umgangen und wahllos in die Natur eingegriffen wurde. Diese massiven architektonischen Details gehen mit einer Deformation des natürlichen Raumes einher. Der Verwirklichungsdrang und das Prestigebedürfnis des heutigen Menschen werden in den Fotografien schonungslos thematisiert. Nicht die alltägliche subjektive Wahrnehmung ist Gegenstand, sondern das rein-optische Bild. Die Verunstaltung der Natur wird dem Betrachter so bewusst. Provinzialität und bürgerlicher Helvetismus durchdringen die in den Fotografien festgehaltenen Bauformen und Details. So ist die akkurat zurechtgestutzte Hecke wiederkehrendes Element. Sei es als Ausdruck exakten Ordnungsbewusstseins oder dienlicher Sichtschutz der Zurückgezogenheit. Dokumentarisch und präzis halten die Fotografien die Realität fest. Die verlorengegangene Idylle erscheint so als gegenständlich.

Eine ebensolche Grenzüberschreitung, wenn auch in einer etwas anderen Art, gestaltet Lukas Kreuzer. Der klassische Status des Tafelbildes wird aufgehoben, der Rahmen gelöst. Nicht mehr als begrenzende Tiefe wird die Wand erkannt, denn das Kunstwerk durchdringt nun frei den Raum. Die Installation besteht aus filigranem Holz, das sich in die Höhe erstreckt. Ergänzt wird diese mit farbigen Textilien, die am Boden frei verteilt liegen. Ebenso finden sich in den darauffolgenden Bleistiftskizzen dieselben Formen der Installation wieder. Schade fehlt bei der Bildbeschriftung dieser Werke der Name des Künstlers, was ein Zuordnen leider nicht möglich macht.

In zwei Räumen des Gastateliers wird die Entfremdung der Natur anhand digitaler Medien thematisiert. Moritz Hosslis Videoinstallation, mit vierundzwanzig Monitoren, zeigt verschiedene Szenen unberührter Natur. Unterstrichen mit Motorengeräuschen offenbaren treibendes Schwemmgut, Ufergehölz und Schilflandschaft des Sarnersees ein noch intaktes Bild einer Idylle. Die Videoausschnitte werden in einem Spiegel gespiegelt, um die Natur dem Menschen in der heutigen Zeit zugänglich zu machen. Die darauffolgende Animation von Samuel Rauber greift die Entfremdung des Ursprünglichen weiter auf. Das animierte Bauernhaus wird in seinem Charakter entfremdet, indem sich das Dach hebt und das Haus eine neue Darstellungsform erhält.

Die ausgestellten Kunstwerke der Ausstellung „Hauruck! in Himmelblau“ haben die Funktion von Katalysatoren. Sie setzen Wahrnehmungs- und Bewusstseinsprozesse in Gang. Die Werke sind nicht allein ausschlaggebend, vielmehr beziehen sie den Prozess der Reflexion mit ein, wo das existentielle Thema Natur gegenständlich gemacht wird.

Die Ausstellung „Hauruck! in Himmelblau“ ist noch am 1. und 7. März 2014 in der „Teiggi“ in Kriens zu sehen. Am 1. März ist Lukas Geisseler mit seiner Trink-Theke zu Gast in der Ausstellung Am 7. März findet die Finissage statt und anschliessend Abglanz & Abtanz mit DJ Postironic Ben, Montag Morgen und Guy Joshua www.kunstraumteiggi.ch