KultUrteile fällen in Basel – eine Podiumsdiskussion zur Musikfestival-Landschaft Schweiz

Kuppel Basel, 02.03.2016: Am vergangengen Abend haben in der Kuppel Basel fünf Kultur-Kontaminierte ihre Standpunkte zum Thema Musik-Festival-Landschaft-Schweiz diskutiert. Die Berner UNA-Festival-Organisatorin und Musikerin Pamela Mendez, der Organistor des One Of A Million-Festivals, Nik Fischer, der Gründer des M4Music, Philipp Schnyder von Wartensee und die Kulturbeauftragten Stefan Sägesser (Kt. LU) und Philippe Bischof (BS). Marc Krebs von der Tageswoche moderierte die Diskussion. Veranstaltet wurde der Abend von der Basler Reihe «Mitten in der Woche» (gestern zum letzten Mal in der alten Stätte – der Kuppel) in Zusammenarbeit mit der Luzerner Reihe «Say Hi!» vom B-Sides Festival.

Die ersten Argumente der Diskussions-Gäste gingen Hand in Hand über die Bühne, während noch letzte Fetzen von Gitarren-Riffs durch den Raum zuckten und Elia Lobinas Gesangsmelodien im Innenohr verhallten. Langsam und kaum merklich divergierten die Standpunkte und die nüchternen Beschriebe der fünf Podiumsdiskutierenden über das eigene kulturelle Schaffen und wurden immer hochfrequentiger mit dezenten Gesten und Minen der Gesprächspartner kommentiert. Stefan Sägesser war dann der Erste, der den vorangegangenen Diskussions-Stoff nochmals gegen den Strich bürstetete und den Saal über seine Meinung zu Kulturpolitik, Fördergelder und Luzern als eigentliche Musik-Hauptstadt der Schweiz informierte. Jetzt konnte es losgehen, das erste kratzige Argument war über die Lippen gekommen. Aber es ging gestern Abend ja nicht um die Frage «Luzärn oder Basel oder Züri oder Bärn?». Obwohl Kapnorth, die den Abend musikalisch auf höchstem Niveau umrahmten, Luzern alle Ehre machten. Nein, es ging um die Schweizer Festival-Landschaft. Es wurden das Basler B-Scene, das Luzerner B-Sides, das Badener One Of A  Million und das Berner UNA-Festival sowie natürlich auch das Grösste der Kleinen – das Zürcher M4Music – vorgestellt und deren Qualitäten diskutiert. Die Festival-Kultur der Schweiz kam dabei  in unterhaltsamen Schilderungen von den Anfängen der einzelnen Festivals, Hintergrundinformationen und der Betonung unerlässlicher Netzwerk-Arbeit, die dort geleistet werde, einstimmig ziemlich gut weg. Über die Investition von Fördergeldern kann man sich da schon eher streiten. Das Spektrum an individuellen Meinungen aufgrund der verschiedenen Hintergründe der Diskutierenden war gross. Ungünstig sei es, wenn Festivals oder Organisationenzu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben bekämen, meinte Sägesser. Mendez ergriff kurz darauf Partei für ein bedingungsloses Grundeinkommen für Musiker und Fischer erzählte im Kontrast dazu von 30'000 in den Sand gesetzten Franken für die erste Ausgabe des OOAM Festivals. Jeder Rappen davon war selbst erarbeitet. Eine skurrile Dimension nahm die Diskussion gegen Schluss an, als einige Teilnehmer den Vergleich Schynder von Wartensees, der die Popmusik-Industrie der USA dem Pop-Schaffen in der Schweiz gegenüberstellte, ziemlich unvermittelt auffassten. Alle wussten, dass der Vergleich dieser zwei Nationen völlig überzeichnet war, und doch wurde kräftig kundgetan, dass es da schon Unterschiede gäbe zwischen den Ländern. Nach einer Wortmeldung von Mendez wollte Krebs den Abend mit der «Aussage einer emotionalen Sängerin» beenden, woraufhin ihm Mendez leicht gereizt ins Worte fiel: «Bini huere emotional?» Über eines herrscht wohl grosse Einigkeit: Kultur zu machen, das fordert viel Leidenschaft. Im Äther der Songs von Kapnorth wurden die Kultur-Kosmos-Teile zum Schluss wieder vereint – draussen in der Bar wurden diverse Anstösse weiterverfolgt, es wurde diskutiert und genetzwerkt. https://vimeo.com/157564181