EDITORIAL
Februar 02/2022
Bewusstes Atmen, beruhigende Worte und positive Gedanken – Yoga hilft, den Druck des täglichen Lebens abzufedern. Yoga tut Körper und Geist gut. Yoga ist aber auch eine vom Westen angeeignete Praxis, deren kulturelles Erbe oftmals ignoriert wird. Und nicht zuletzt ist Yoga Teil einer Wellnessindustrie, die Milliardenumsätze mit Lebensweisheiten und Balanceübungen für Wohlverdienende generiert. In dieser Ausgabe suchten wir sowohl nach affirmativen wie auch kritischen Blickwinkeln auf das Thema. Noëmi Roos unterzieht Ex-Miss-Schweiz Bianca Sissings Glücklich-Ratgeber einer kritischen Lektüre und Sarah Elena Müller untersucht den Stress, den Selbstoptimierung und «Well-Being» verursachen. Kulturschaffen und Wellness können einander aber auch bereichern. Benedikt Sartorius war im Yogastudio von Hallow-Ground-Label-Produzent Remo Soland, dessen Yogapraxis sich stark auf sein musikalisches Arbeiten auswirkt – und vice versa.
Wer bewusst und achtsam durch den Alltag schreitet, lässt sich weniger schnell aus der Ruhe bringen. Aber manchmal ist es auch gut, die friedliche Zen-Haltung zur Seite zu legen und empört oder wütend zu werden. Etwa dann, wenn die Universität Luzern den roten Teppich für ein neues Institut – das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) – ausrollt, mit involvierten Akteur:innen wie René Scheu, dem ehemaligen Feuilleton-Chef der NZZ, oder Christoph A. Schaltegger, beide bekannt für ihre konservativ-libertären Haltungen. Im Stiftungsrat wiederum sitzen fast ausschliesslich Milliardär:innen, darunter etwa Alfred Schindler. Warum das besorgniserregend ist? Lesen Sie selbst. Emilia Sulek war für uns an der Medienkonferenz des IWP im Kunsthaus Zürich (wenn das nicht symbolbeladen ist!). Apropos: Die Sammlung Rosengart feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum. Zwar stammt ihr Bestand nicht von einem Waffenhändler à la Bührle, ihr Umgang mit Fragen nach der Herkunft und dem männlichen Kanon ihrer Sammlung hinterlässt dennoch einen fahlen Nachgeschmack.
Last, but not least: Die Schweizer Stimmbevölkerung entscheidet am 13. Februar über das Medienförderungsgesetz. Es geht um ein Massnahmenpaket, das versucht, der akuten Medienkrise entgegenzuwirken. Auch wir, 041 – Das Kulturmagazin, sind davon betroffen. Warum die Vorlage nicht ganz unumstritten ist und wir dennoch Ja stimmen sollten, erklärt Benjamin von Wyl, der für uns einen Blick auf die Innerschweizer Medienlandschaft geworfen und mit Journalist:innen gesprochen hat.
Ja für mehr Qualitätsjournalismus, kritische Stimmen und Medienvielfalt!
Namaste,
Robyn Muffler und Gianna Rovere
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