Künstlerdasein zwischen Herzblut und Leiden(schaft)

Kunsthalle Luzern, 17. Oktober 2014: Die  Kunsthalle gewährt einen Einblick in das Œuvre des kürzlich verstorbenen Luzerner Kunstmalers Peter Dietschy. Die postume Ausstellung erörtert  mittels einer dichten Hängung seine malerische Spannbreite  in 50 Jahren Künstlerdasein.

Vor genau zwei Jahren besuchte ich meine letzte Ausstellung von Peter Dietschy, die parallel in der Galerie Tuttiart und in der Mini-Galerie stattfand. Wir unterhielten uns angeregt über den ausgestellten Werkzyklus, er erklärte mir eingehend die künstlerischen Absichten hinter seiner Malerei und bot mir ebenfalls noch einen Werkkatalog an. Einen kulturteil-Bericht hatte ich anschliessend nicht verfasst, was ich aber gerne hiermit nachholen möchte. Der Luzerner Peter Dietschy, Jahrgang 1935, ist in der Zwischenzeit leider verstorben und hinterlässt nach einem halben Jahrhundert künstlerischem Schaffen einen gewaltigen Nachlass an Gemälden, Skizzen, Zeichnungen und Arbeitsutensilien. Die Kunsthalle Luzern hat sich zur Aufgabe gemacht, die Facetten der Malerei von Peter Dietschy in einer Retrospektive zusammenzutragen und als Kompendium auszustellen. Noch zu Lebzeiten wurde eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Luzern aufgegleist, was nun nach Absprache mit seinen Angehörigen durchgeführt wird. Bei den ausgestellten Werken handelt es sich mehrheitlich um die letzten Zeugnisse aus Dietschys Atelier.

Das Resultat ist eine überfüllte Kunsthalle, wie man sie selten gesehen hat. Aus der dichten Hängung – im kunsthistorischen Fachjargon auch Petersburger Hängung genannt – und der Vielzahl von Werken lässt sich ableiten, dass Peter Dietschy mit einer enormen künstlerischen Passion agiert und stets neue Tendenzen in seinen Zyklus integriert hat. Knapp 100 Gemälde –  entstanden zwischen 1965 und 2013 – hängen im grossen Ausstellungsraum. Dazu reihen sich vier Ateliertische, angereichert mit Arbeitsutensilien, Fundgegenständen, flüchtig bemalten Skulpturen und Keramiken, die ansatzweise den Inspirationsfundus von Peter Dietschy  visualisieren. Anscheinend in der exakten Ordnung, wie sie auf den Tischen in seinem Atelier vorgefunden wurden. Automatisch ergibt sich eine Verbindung zwischen den Objekten und der gehängten Bilderflut.

Grundsätzlich handelt sich um Freie Malereien, die im Graben zwischen konsequenter Abstraktion und zeichenhafter Gegenständlichkeit operieren. Peter Dietschy liess sich nie auf einen bestimmten Malstil festlegen. Viel Herzblut fliesst in sein Experimentieren mit der Leinwand als Bildträger für verschiedenste Techniken, Farbaufträge und motivische Kreationen. Daraus entstanden collageartige Arbeiten mit Gips, gestische Pinselstriche auf nicht grundierten Leinwänden, aber auch mehrfach übermalte Landschaftsdarstellungen und einige Portraitarbeiten. Mal tachistisch, mal surrealistisch formieren sich die Malereien anachronistisch auf sämtlichen Ausstellungswänden. In einer Nische der Kunsthalle existiert zudem eine sehenswerte Zusammenstellung von Dietschys intensiven Materialexperimenten. In Wachs, Gips oder Sand gearbeitete, kleinformatige Assemblagen zeugen von einer ironischen Komponente in seinem Œuvre.

Erwähnenswert ist auch das kleine Kabinett im Untergeschoss, das neben Dietschys Druckgrafiken und Zeichnungen einen Dokumentarfilm sowie private Fotos und Skizzenbücher vereint. Hier wird einem nochmals bewusst, dass Peter Dietschy die Zeit seines Lebens vollends der Kunst gewidmet hat.

Peter Dietschy – Facetten der Malerei, bis 9. November 2014. Kunsthalle Luzern, Di | Mi | Fr | Sa | So 14 - 18 Uhr Do 14 - 20 Uhr und nach Vereinbarung Rahmenprogramm Donnerstag, 23.10.2014, 19:00 Uhr Einblicke in die Ausstellung und das Werk Peter Dietschys mit Patricia Bieder (Wissenschaftliche Assistentin Kunstmuseum Solothurn) und Roland Haltmeier (Leiter Galerie Kriens) Mittwoch, 29.10.2014, 19:00 Uhr Beruf Künstler/ Künstlerin, eine Gesprächsveranstaltung der visarte zentralschweiz zum Thema "Inventarisation" mit Anina Schenker Sonntag, 19.10.2014, 13:00 Uhr und Donnerstag, 6.11.2014, 19:00 Führung durch die Ausstellung mit Hansjürg Buchmeier, Künstler und Vorstandsmitglied Kunsthalle Luzern, und Alessa Panayiotou