Konstruktivistische Momentaufnahmen

Museum im Bellpark, Kriens: 22.11.2013: Erst letzte Woche mit dem Anerkennungspreis der Stadt Luzern ausgezeichnet, zeigt der Künstler Giacomo Santiago Rogado seine neusten Arbeiten im Museum im Bellpark in Kriens. Die Kunstwerke eröffnen mit ihren Formen, Farben und Kompositionen ein Spektrum an Betrachtungsweisen, die eine neuartige Motivwelt schaffen.

Focal point, als Fokus, Blick- oder Brennpunkt nennt der Luzerner Künstler Giacomo Santiago Rogado das Thema seiner Bilder und Ausstellungsobjekte. Seine Herangehensweise und den darauf gerichteten Fokus eröffnen beim Betrachter neue Sichtweisen des Sehens. Vom Wirklichkeitscharakter des Dargestellten unabhängig, schaffen intensive Farben und geometrische Formen ein abstraktes Zusammenspiel. Durch das Experiment und die Ausdifferenzierung neuartiger Gestaltungsmöglichkeiten erreichen die Werke ihre abschliessende Dimension. Diese wird durch die Benennung der Gemälde unterstrichen. So zeigt das hochformatige Bild Intuition Farbkleckse die experimentell auf dem Bildträger aufgetragen wurden und durch Umkehrung der Leinwand  ineinander verschmelzen. Die Technik, die mit dem Zerfliessen von Tusche assoziiert, findet sich in vielen Werken der Ausstellung wieder. Es öffnen sich zwischen verlaufenden Farbnuancen Bildflächen, die räumlich und funktional entgrenzt wurden und den klassischen Status des Bildes aufheben. Auffällig sind die vielen Leerstellen, die vor allem in den kleineren Werken bewusst geschaffen sind, um dem Betrachter eigene Zugänge zum Bild zu ermöglichen.

Giacomo Santiago Rogados Bilder zeigen sich nicht nur malerisch, sondern vereinen reale Gegenstände zu Combine Paintings. Bemalte Papierstreifen und glitzernder Sand werden in die Gesamtkomposition miteinbezogen und als solche präsentiert. Die eingeschlossenen Wirklichkeitspartikel werden so als Fremdkörper erfahrbar und verweisen auf eine Realität ausserhalb des Bildes. Weiter finden sich Assemblagen von gebranntem Ton, Textilien und Glühbirnen, die verändert zu einem neu geschaffenen Werk der Objektkunst erklärt werden. Die farbigen Glühbirnen, die in einzelnen Werken als Lichtquellen fungieren sowie der Einbezug neuer Medien, wie die Dia- und Videoprojektion, erweitern zusätzlich den Horizont des Sehens und Wahrnehmens. So viele neuartige Betrachtungsweisen die Kunstwerke auch eröffnen, die Arbeiten könnten wirkungsvoller inszeniert werden. Zu wenig kann die Effektivität der Bilder in den Ausstellungsräumen entfaltet und zum Ausdruck gebracht werden. Die Distanz zum Bild, die der Betrachter einzunehmen versucht, ist durch die enge Raumbegrenzung erschwert. So erscheinen die Kunstwerke mehr eingeschlossen als in einem verbindenden Ganzen zum Raum. Der Variantenreichtum der Kunstwerke und die Beziehung zum Betrachter, die immerfort neu definiert wird, zeigen sich als Grundmotive der Ausstellung. Das Ordnen und Komponieren von Farben, Kontrasten und geometrischen Formen erhält so ihren Reiz, was folglich der Unbestimmtheit und des Experiments zu verdanken ist.

Die Ausstellung Focal Point ist im Museum im Bellpark noch bis zum 2. März 2014 zu sehen. Öffnungszeiten & Information auf der Homepage des Museums.