Kammerpopmusik vom Feinsten

Jazzkantine, 2.11.2013: Das Luzerner Oktett Rudi Hayden lud zur Taufe seines ausgewachsenen Tonträger-Debüts «The King On The Jukebox» und führte vor, was es an schlagzeugfreiem, allerfeinstem «Ambient Chamber Folk Pop» zu bieten hat.

 Rudolf Rüssel Rudi Hayden, das ist nicht etwa eine Einzelmaske, vielmehr ein ausgewachsener Achter. Mit anderen Worten: eine Band, eine besondere dazu. Nämlich: Das Schlagzeug «fehlt». Tja, «das Schlagzeug muss leider draussen bleiben» – von Anfang an, das war immer schon so, Konzept, eine bewusste Wahl, es hat System.* So bilden Gesang, Gitarre, Piano und Kontrabass den einen Bandkern. Die Schlagzeuglosigkeit wird keineswegs als Verzicht verstanden, sondern mit Gewinn verbunden: Den zweiten Kern macht ein Streichquartett aus. «Hot Strings» dürfe man nicht schreiben, das wäre dann ziemlich chauvinistisch, meint einer. Also die vier Streicherinnen im Band-Verbund: Sie sind dem Ganzen nicht etwa aufgepfropft oder als Aufmotzungselement im Spiel, Violinen, Viola und Cello bilden gleichsam integralen Bestandteil dieses «Ambient Chamber Folk Pop» (Eigenbeschrieb). Alle zusammen sind es diese acht: Stefan Christen (Stimme, Gitarre), Gregor Heini (Gitarren, Banjo, Harmoniegesang), Peter Estermann (Piano, Wurlitzer, Melodica), Fridolin Blumer (Kontrabass), Brigitte Galley Meili (Violine), Stéphanie Scalbert (Violine), Aruna Poschner (Viola), Lea Moscatelli (Cello).  «What Really Happened (Is This)»: Im Konzert geht es denn los mit dem Repertoire des Albums «The King On The Jukebox», aber auch einige Nicht-Album-Titel aus dem erheblichen Songfundus von Rudi Hayden werden zum Vortrag gebracht. Und oh Überraschung: Bei «Cardboard Home» erheben sich die vier Streicherinnen, um stehend zum Chörli zu werden. Das heisst sie singen auch noch. Mehr davon wäre durchaus wünschenswert. Als Ausnahme im abwechslungsreichen Set gibt’s den Track «Some Fine Lady Spoke», ein berückendes Instrumental für Streicher und E-Gitarre, geschrieben von Gitarrist Gregor Heini. Die Lyrics, mehrheitlich aus der Feder von Christoph Fellmann, künden von Liebesdingen, Grossmäulern, Fussball, Allerlei und Allerhand. Eine Ausnahmeband, nicht nur, was die Besetzung angeht. Da wird Popmusik filigran gesponnen und raffiniert arrangiert und stimmstark gesungen. Intelligente Kammermusik, die auch rocken kann. Eine feine Sache. Wenn nicht gar eine allerfeinste.

*Apropos Schlagzeug: Auffällig bei der CD-Taufe das grosse Musikeraufkommen im Publikum und noch auffälliger jenes von ausgerechnet Schlagzeugern. Namentlich anwesend waren etwa die Herren Christian Bucher (Portobello), Heinz Gadient (The Golden Chords), Cédric Habermacher (Pink Bliss), Adi Schmid (Flink), Arno Troxler (Guy Vincent) und Rafi Woll (diverse). Rudi Hayden: The King On The Jukebox Die 51 Minuten Rudi-Hayden-Musik (12 Tracks) gibt’s via E-Mail (CHF 25.– inkl. Versand): rudihayden@me.com http://www.rudihayden.ch