Jet Turiño's Blues Explosion

Jesús Turiño und Band zelebrieren die Rache des Rock'n'Roll auf der Schüür-Bühne.

Schüür, Donnerstag, 17.5.2012: Bei ungenauem Hinschauen könnte man meinen, einen wohlgenährten Iggy Pop auf der Schüür-Bühne zu sehen. Doch der Sänger im weissen Sakko und den nach hinten gekämmten Haaren ist Jesús «Jet» Turiño , der mit seiner Band ein Rock'n'Roll-Feuerwerk auf der Schüür-Bühne abfeuert. (Wenn man über Rock'n'Roll schreiben muss, kommen immer olle Floskeln heraus.) Eine gute Truppe hat er um sich geschart. Am Schlagzeug Tom Schenker, der zu den besten Schlagzeugern in der Region gehört und nebst seiner Technik auch eine ungemeine Dynamik und Kraft an den Tag legt. Neben ihm Diabolik (er nennt sich so) an der Gitarre mit Licks und Solos en Masse hantierend, wie es sich gehört für anständige Rockmucke. Die Songs sind inhaltlich von einer männlichen Perspektive dominiert und heissen «Shape Your Legs» oder «Personal Jesus». Da ist es eher überraschend das mit Yvonne Aschwanden eine Dame die zweite Gitarre bedient (und dies mit einer Flying V!). Das illustre Quintett komplementiert DJ Jools, der dem MacBook elektronische Klänge entlockt. Nicht immer ist hörbar, was er gerade einfliessen lässt, doch seinem Kopfnicken ist zu entnehmen, das er sichtlich Spass dabei hat. Interessanterweise ist im Konzert keine Bassgitarre involviert, obwohl Jesús «Jet» Turiño ein begnadeter Bassist ist. Doch will er sich wohl ganz auf seine Funktion als Crooner und Teufelsprediger konzentrieren. Und falls es trotzdem mal Bassläufe braucht, ist DJ Jools zur Stelle und spielt sie ab Konserve. Die neuen Songs von Jet Turiño machen Spass. Es ist nichts gekünstelt, sondern unverschnörkelter und direkter Bluesrock der alten Schule mit einem gehörigen Schuss Punk-Appeal. Ich denke, diese Band braucht ein Publikum, das viel Bier trinkt, also eher ein Wochenend-Publikum. Und vor allem könnte ich sie mir sehr gut als Hochzeitskapelle vorstellen: Sau(f)rock mit Stil.