«Je te donne une fleur» – Blühen und Vergehen

Freitag, 1.3.2013: Der Ausstellungsraum Vitrine beleuchtet derzeit eine neue Exposition an Kunstwerken von Hans Grob. Gegen jede Erwartung erschliesst sich dem Betrachter nicht der Blick auf gemalte Kunstobjekte, sondern auf Skulpturen und Gemälde, die von gebrauchten Gegenständen leben und sich so zu neuen Kunstwerken zusammenfinden.

Schwarz-weisse Zeitungsbilder lagern sich übereinander und lassen unterschiedliche Schichten entstehen, die zusammengefügt eine komplexe Tiefe aufweisen. Die  Differenziertheit an grauen Kontrasten lässt die dunkel getönten Figuren und Objekte ineinander verschwimmen. Schwach und sanft zu sehen sind ein Frauenkörper, ein Bett, die Beine eines Mannes sowie Häuserzeilen und ein Hof, in dem ein Junge Fussball spielt. Das Bild scheint eine Geschichte zu erzählen, die sich jeder Betrachter, anhand der einzelnen Ausschnitte, selbst zugänglich machen kann. Hans Grob zeigt mit seinen Kunstwerken, dass das Experimentieren im Mittelpunkt seines kreativen Schaffens steht. Das Vereinen und Zusammenfügen an Farben, Formen und Materialien ähneln einem Spiel, das im Bild schliesslich seinen endgültigen Ausdruck findet. In den Gemälden und Skulpturen sind gebrauchte Gegenstände anzutreffen, die sich einer Metamorphose unterziehen und somit völlig neue Betrachtungsweisen eröffnen. Ein Grossteil der Kunstwerke ist von Bienenwachs überzogen, der den Bildern eine zarte Beschaffenheit gibt und sie eine gleichmässige Ruhe ausstrahlen lässt. Dieser dezente Schleier des Bienenwachses ist es auch, der jedem Werk Persönlichkeit verleiht. Durch ihn werden Konturen verwischt, neue Farbnuancen geschaffen und bestehende Strukturen aufgelöst. Mehrmals lässt sich die Natur in den einzelnen Bildzyklen von Hans Grob wiedererkennen. Die Gemälde offenbaren Blühen und Vergehen, die in den Kunstwerken gleichermassen Ausdruck finden. So lässt die gebrochene Farbe braun mit der Erde assoziieren. Grünlich-blaue Schattierungen auf rauem Hintergrund spiegeln den Seegrund wieder. Ausschnitte von übereinandergeschichtetem Blumenpapier lassen an ein Blumenfeld denken. Die Skulpturen und Gemälde sind nicht einem bestimmten Genre zuzuordnen, vielmehr sind sie Ausdruck subtiler Plastizität und Mehrdimensionalität. Das Gesehene soll dabei nicht einfach als gesehen hingenommen werden. Die Ausstellung «Je te donne une fleur» ist eine Kunst, die offenbart und zugleich die Augen öffnet für das Sehen des Grossen in den einfachen, alltäglichen Dingen.

Kunstraum Vitrine, Kellerstrasse 24, Luzern; bis  24. März