Ja, s’ isch wahr!

Tatsächlich ist es wahr. Die Gebirgspoeten Matto Kämpf, Achim Parterre und Rolf Hermann haben es geschafft. Runter vom Stotzigen, raus aus den Tälern, bis ins beschauliche Städtchen Luzern. Der von Barfood Poetry angerichtete Abend im La Fourmi war ein höchst urchiger und vergnüglicher Ausflug in die Gepflogenheiten auf dem Lande.

Sie lasen gemeinsam und alleine, spielten Musik und Dias ab. Es gab viel zu Lachen und zuweilen - mitten im stockenden Lachen - auch Nachdenkliches. Wie ein Oberwalliser, der sich sein Studium mit Schafhirten im Simplongebiet finanzierte, ein Berner Autor, Theater- und Filmemacher, und ein Bieler, den es ins Emmental gezogen hat, finden konnten, ist und bleibt mir ein Rätsel. Allerdings eines, das ich getrost so stehen lassen kann. Die drei wirken - wie sagt man schon wieder in der Chemie? - gegenseitig als Katalysatoren und schaffen mit ihren urtümlichen, ungeschminkten Texten einen humorvollen und bitter nötigen Gegenpol zu dem mehrheitlichem allzualltäglichem Nonsense-Slam, der sich in den letzten Jahren in den urbanen Gebieten urbar gemacht hat. Ein wunderschönes Beispiel dafür ist das Kartenset, das Matto Kämpf vor kurzem, zusammen mit dem Zeichner Noyau im Verlag «Der gesunde Menschenverstand» rausbrachte. Auf der Vorderseite ein Bild, hinten sind die Karten vollgeschrieben mit skurrilen Geschichten vom Lande, die zuweilen so bizarr sind, dass sie gar nichts anderes als wahr sein können: Isch es wahr, dass es im Palace z Gstaad e Ballerina het vom Balkon gluftet? Ja, s’isch wahr. Die Balletöse het’s grad däwä verwäiht, dass me se nüme het gfünde. 28 Kilo schwär sig si gsi. D Versicherig het’s zaut. Rolf Hermann erzählte Geschichten und - vorallem - Gedichte im tiefsten Walliserdeutsch. Grandios war, als die Gebirgspoeten eine davon zu dritt lasen und auch die Bieler und Berner waliserten. War nicht unüberzeugend, ihre Aussparche. Jedoch auch zum Brüllen komisch! Auch Rolf Hermann hat ein neues Buch am Start, ein Gedichtband, leider nicht in Walliserdeutsch, jedoch sehr, sehr schmuck aufgemacht, mit moderner Lyrik und Bildcollagen. Es hört auf den einleuchtenden Namen «Hommage an das Rückenschwimmen in der Nähe von Chicago und anderswo». Der dritte im Bunde, der Wahlemmentaler Achim Parterre, überzeugte mit eigenwilligen und originellen Kurzgeschichten aus seinem Buch «Nicht einmal einen Hund besass er». Zwischen den Texten gab`s noch ne Diashow mit Fotos aus Grossmutters Kistli und sogar eine Tanzeinlage zu Depeche Mode fehlte nicht. Ein wahrlich gefreuter Abend!