Immer Mitten in die Fresse rein!

Das Gefühl der Liebe wurde mit dem gestrigen Konzert im Luzerner Atelier auf den Punkt gebracht. The Feeling Of Love aus Frankreich zeigten, dass es weh tun muss und Perfektion im Allgemeinen überbewertet ist. Das Konzert lockte ungefähr 50 Menschen an. Wer ohne Tinnitus das Haus verliess, hatte verloren.

(Von Nina Laky)

Das Gefühl der Liebe muss Guillaume alias G von The Feeling Of Love sehr vermisst haben. Wie er selbst sagte, gab er seine Karriere als One-Man-Band kürzlich auf, weil es ihm auf Tour zu einsam wurde. Poor Boy! Nun sind The Feeling Of Love aus Strasbourg und Metz (FR) zu dritt. Zwei Sebastians (Seb Normal und Benoit genannt) kamen dazu, einer nahm die Knüppel in die Hände, der andere bedient nun die Tasten. Für Voodoo Rhythm Records – das Berner Garage-Label, was kürzlich in eine komplizierte SUISA-Affäre verwickelt wurde – hat man im Atelier am gestrigen Donnerstag gebenefizt. The Feeling Of Love selber sind allerdings momentan auf Yakisakana Records vertreten. Wieso nicht Voodoo Rhythm Records? Die Antwort: Beat «Beat-Man» Zeller wollte The Feeling Of Love bis jetzt noch nicht in den heiligen Bund aufnehmen. Vielleicht hatte er da sogar ein wenig Recht. Die aktuelle LP von The Feeling Of Love ist auf also Yakisakana Records erschienen und hat ein Serge-Gainsbourg-Zitat als Namen. «Petite tu es un Hit» ist «die einzig richtige Bezeichnung für ein Mädchen, das einem gefällt», sagte Guillaume selbst. Ein Hit muss sie sein. Und Hits unterlaufen keinem System. G, Seb Normal und Benoit gaben auf der kleinen Bühne vieles, aber nicht alles. Luzern war die erste Station auf ihrem Tourplan, welcher sie weiter nach Italien führt. Anfängliche Startschwierigkeiten könnten es also gewesen sein, warum das Konzert schlussendlich Spass machte, aber sie nicht als unglaublich gute Live-Band in die Geschichte eingehen liess. The Feeling Of Love machten ihren Namen aber Programm und schrien sich die Seele aus dem Leib, hauten drauf und rein und schrummelten rauf und runter. Monotonie bis zur Extase, verzerrte Gesichter und Fratzen, Schweisstropfen. Nein, nix Gestreichel und kein Blümchensex. Langsam aber sicher wurde es warm im steinigen Atelier, an Energie hat es also keineswegs gefehlt. Liebesgefühle kamen derweil aber nur wenige auf, eher leichte Schmerzen, weil man wiedermal zu dumm war, um sich die durchaus vorhandenen Oropax reinzuschieben. Selberschuld! Aber was wäre schon ein solch Garage-Konzert ohne einen leichten Schaden, sei es in den Ohren oder anderswo. The Feeling Of Love lieferten eine Stunde die richtigen Beats und Arrangements, leider in einer spärlichen Qualität. Der Steinboden und die improvisierte Bühne frassen nämlich die Hälfte des Sounds auf. Doch es wurde einmal mehr gezeigt; man muss keine Virtuosen sein, um treibende Musik zu machen. Durchdachter Trash tuts allemal.